Schweizer Gründungs­le­gen­de

Wilhelm Tell und der Rütlischwur - der Erste, der dies zu Papier gebracht hatte, war Petermann Etterlin. Der Luzerner Stadtschreiber verfasste die erste umfassende Chronik der Eidgenossenschaft.

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Unter einem Baum steht Walter, den Kopf zur Seite geneigt. Vater Wilhelm Tell zielt mit der Armbrust auf den Apfel. Sollte er statt der Frucht seinen Buben treffen, gilt der zweite Pfeil in seinem Wams dem Vogt. Das Apfelschussbild hat sich im kollektiven Bewusstsein der Schweiz festgesetzt. Es entstammt der ersten umfassenden Chronik zur Eidgenossenschaft. Darin wird von auswärtigen Vögten erzählt, die ordentlich gebaute Steinhäuser vereinnehmen und treue Ehefrauen verführen wollen. Die Schwyzer, Urner und Unterwaldner solidarisieren sich untereinander und wehren sich gemeinsam gegen die fremde Obrigkeit.

Die Chronik wurde zwischen 1505 und 1507 vom Luzerner Gerichtsschreiber Petermann Etterlin verfasst. Der aufkommende Buchdruck förderte die Verbreitung von Etterlins Version der eidgenössischen Gründungslegende und beeinflusste noch Jahrhunderte später Grössen wie Friedrich Schiller oder Gioachino Rossini.

Die Chronik Etterlins ist zurzeit in «Ideen Schweiz» im Landesmuseum Zürich zu sehen. Die Installation geht der Frage nach, was die Schweiz zu dem macht, was sie heute ist. Schriften von Etterlin, Calvin, Rousseau und Dunant laden die Besucher dazu ein, Ideen zur Schweiz zu entdecken und zu entschlüsseln. Ergänzt werden sie mit dem Gotthardrelief, der Dufourkarte und zahlreichen Datensätzen unseres Landes.

Chronik der Eidgenossenschaft, 1507, verfasst von Petermann Etterlin. Fotos: Schweizerisches Nationalmuseum

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