Marius Rappo und sein Meisterwerk im Kleinformat
Während im Landesmuseum Zürich mit Kran und Lastwagen saniert wurde, geschah die Renovation in Prangins mit Chirurgenwerkzeug und Lupe. Ein Interview mit Modellbauer Marius Rappo.
Ab 1979 baute der Freiburger Marius Rappo, der ursprünglich eine Ausbildung zum Vermessungszeichner machte und später an der Kunstgewerbeschule Basel studierte, rund 20 historische Modelle für Museen aus Deutschland und der Schweiz. Sein grösstes Projekt war die Erschaffung eines Modells des Château de Prangins. Zwischen 1996 und 1998 verbaute Rappo dafür 200 Kilogramm Material. Das Modell im Massstab 1:50 misst drei mal zwei Meter und wird von 83 Menschenfiguren und 12 Tieren bevölkert. Jetzt erhielt es einen noch prominenteren Platz und wurde dafür aufgepeppt.
Marius Rappo, was bedeutet es, ein historisches Modell zu bauen?
Vor allem viel Denk- und Handwerksarbeit. In das Modell von Prangins habe ich fast 4000 Stunden investiert. Es war ein grosses Stück Arbeit.
Grösse ist das richtige Stichwort. Wie transportiert man ein drei mal zwei Meter grosses Modell?
Das Modell von Prangins musste in zwei Teilen gefertigt werden, damit es durch die Türen passte. Ich habe beide Teile so konzipiert, dass ich sie einerseits unabhängig voneinander in meinem Atelier bearbeiten konnte und dass sie andererseits genauestens zusammenpassen und die Schnittstelle unsichtbar bleibt. Das hat mich einiges an Kopfzerbrechen gekostet.
Diese Präzision kommt Ihnen bei einem Umzug des Modells zu Gute.
Auf jeden Fall. Wenn vorher gut gearbeitet worden ist, fallen ein Umzug und eine Erneuerung leichter, denn man kann auf ein solides Fundament aufbauen. Dass mein Modell jetzt einen eigenen Raum im Schloss erhält, freut mich.
Vorher aber wurde es noch gründlich unter die Lupe genommen.
Genau. Es ist wie bei den grossen Gebäuden auch, mit der Zeit entstehen kleinere Schäden, die man beheben muss. Ich habe mir das Modell ganz genau angesehen und wo nötig Retuschen und Renovationsmassnahmen vorgenommen. Es war eine aufwändige Arbeit, bei der ich teilweise auch Chirurgenwerkzeug verwendet habe.
Nach der Fertigstellung des Modells von Prangins haben Sie vermehrt als Künstler gearbeitet und keine weiteren Modelle erschaffen. War die Rückkehr zu Ihrem alten Métier schwierig?
Das Modell von Prangins ist mein Meisterwerk. Nach einem Meisterwerk macht man meistens etwas anderes, sucht sich eine neue Herausforderung. Nach Abschluss der Arbeiten 1998 habe ich mich wieder der Kunst zugewandt. Ausserdem arbeite ich seit zwei Jahren an einem Buch über historische Modelle. Es erscheint im März. Das Modell von Prangins ist für mich allerdings ein wenig wie mein Kind. Da ist es klar, dass ich einen Umzug und eine Renovation durchführe, wenn diese nötig sind.
Château de Prangins
Das Modell des Château de Prangins wurde Anfang Dezember renoviert und neu präsentiert. Nun hat es einen eigenen Raum in der Dauerausstellung «Noblesse oblige!» erhalten.