
Der Schweinskopf im Porzellanladen
Mit dem «Porcelain Room» illustriert die Fondazione Prada in Milano ein besonders aussagekräftiges Kapitel aus der Geschichte der Globalisierung. Es ist auch eine Geschichte des am Geschmack zahlungswilliger Kunden orientierten Designs.

Mit der Zeit ging man nicht nur beim Dekor, sondern auch in der Formgebung immer mehr auf die Bedürfnisse der Auftraggeber ein. So entstanden Krüge, für die portugiesische Keramiken Modell gestanden hatten. In den wenigen Vitrinen wird ein wichtiges Kapitel aus den Anfängen der Globalisierung skizziert. Die Chinesen lernten schnell: Will man sich neue Märkte erschliessen, ist Anpassung an den Geschmack der Käufer ein guter Schachzug.


Dieser Höhepunkt wird überschritten, nachdem in Europa, zuerst in Meissen, das Produktionsgeheimnis für das «weisse Gold» entschlüsselt wurde und bald darauf jedes Königshaus, das etwas auf sich hielt, seine eigene Manufaktur gründete. Das Bürgertum eifert dem Adel bei den Tischsitten nach, die europäische Porzellanindustrie floriert. Dieser Prozess fällt zusammen mit dem Niedergang der Qing-Dynastie und der darauf folgenden Unterjochung Chinas durch den Westen, schliesslich mit dem Niedergang der Luxusproduktion aus politischen Gründen im 20. Jahrhundert. Erst in jüngerer Zeit gibt es in der alten Porzellanstadt Jingdezhen wieder eine hochstehende Geschirrproduktion.