Mord auf dem Säntis
Im Februar 1922 fielen der Säntis-Wetterwart und seine Frau einem Verbrechen zum Opfer. Neue Erkenntnisse bringen Licht ins Dunkel dieses Beziehungsdeliktes, das weitherum Bestürzung auslöste.
Opfer und Täter kennen sich
Zum Sterben schön…
Makaberes Hin und Her um die Leichen
Um die kantonale Zuständigkeit für das Verbrechen kam es damals zu einem Gerangel unter Fachleuten: Auf dem Säntisgipfel kommen die Grenzen des Kantons St. Gallen sowie der beiden Halbkantone Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden zusammen. Die Leiche von Magdalena Haas wurde klar auf Territorium von Innerrhoden gefunden, da sich die Wetterwarte voll und ganz auf diesem befindet. Heinrichs Leiche lag hingegen an einer Stelle, für welche der Grenzverlauf zwischen St. Gallen und Innerrhoden auf der Karte zu ungenau eingezeichnet war, als dass sie eindeutig zugeordnet werden konnte. Darum wurden die polizeilichen und anatomischen Ermittlungsarbeiten zwischen Innerrhoden und St. Gallen aufgeteilt.
Kreuzpointners Leiche wurde auf dem Gebiet der ausserrhodischen Gemeinde Urnäsch gefunden. Ein Grab auf dem dortigen Friedhof wurde ihm jedoch verwehrt, mit der Begründung, dass dies zu einer «Entweihung des Friedhofs» geführt hätte. Auch sein Bürgerort Herisau und die Stadt St. Gallen, wo er zuletzt seine Schriften hatte, wollten den Übeltäter nicht auf ihrem Grund und Boden haben. Damit verstiessen die drei alle gegen die Bundesverfassung. Denn gemäss dieser haben die Behörden dafür zu sorgen, «dass jeder Verstorbene schicklich beerdigt werden kann». Die Leiche wurde dem Anatomischen Institut der Universität Zürich für Studienzwecke zur Verfügung gestellt. Den Transport bezahlten die drei Gemeinden.
Dieser Artikel wurde vom Bieler Tagblatt übernommen. Er ist dort am 19.2.2022 unter dem Titel «Dort oben ist es zum Sterben schön» publiziert worden.