
Fritz Ramseyer: Schweizer Missionar und kolonialer Agent
Britische Kanonen ebneten der Basler Mission im 19. Jahrhundert den Weg nach Kumase, der Hauptstadt des westafrikanischen Asantereichs. Der Schweizer Fritz Ramseyer spielte dabei eine wichtige Rolle.

Die Gefangennahme macht Fritz Ramseyer zu einer in weiten Teilen Europas bekannten Figur. Das Schicksal seiner Familie, insbesondere der Tod seines Sohns auf dem erzwungenen Marsch von Anum nach Kumase, wird über alle zur Verfügung stehenden Informationskanäle der Basler Mission bekannt gemacht. Das Ehepaar Ramseyer sowie ihr Begleiter Kühne verbringen ganze vier Jahre in Kumase, da der Asantehene (König von Asante) die Europäer als Faustpfand im Konflikt mit Grossbritannien betrachtet.

1872 kaufen die Briten den Holländern die Festung von Elmina ab und ignorieren dabei alte Gebietsansprüche der Asante auf dieses Küstengebiet. Ein direkter Krieg zwischen Kumase und Grossbritannien ist nun unausweichlich. Als sich eine britische Streitmacht in Cape Coast unter dem Befehl von Sir Garnet Wolseley formiert, lassen die Asante die Geiseln frei, ohne dadurch Vorteile erlangen zu können. Nach ihrem Einmarsch in Kumase machen die britischen Truppen die Asante-Hauptstadt dem Erdboden gleich.
Der Fall Kumases als der Hauptstadt des «kriegerischsten Volkes ganz Afrikas» bewirkt in der Basler Missionsgemeinde wie auch in England eine Art Kreuzzugsbegeisterung im Hinblick auf eine künftige Missionierung Asantes. Als treibende Kraft hinter einer möglichen «Asantemission» agiert Fritz Ramseyer. Er absolviert eine missionarische Propagandatour durch England, um in kirchlichen Kreisen Geld für die Pläne der Basler Mission zu sammeln.

Es ist Fritz Ramseyer, der den Blick seiner Vorgesetzten in Basel nun nach Kwawu, einer Hochebene ausserhalb des Machtbereichs der Kronkolonie, richtet. Wichtige Chiefs von Kwawu haben die Schwäche Kumases 1874/75 genutzt und sich vom Asantereich losgesagt. Die sezessionistisch gesinnten Chiefs stimmen der Eröffnung einer Missionsstation in ihrem Einflussgebiet zu. Erster Präses wird Fritz Ramseyer, der die Station in Abetifi als Sprungbrett zur eigentlichen Missionsarbeit in Kumase versteht.
In den folgenden Jahren wird sich die Mission zu einer inoffiziellen politischen Kraft in Kwawu entwickeln. Ramseyer nutzt sein Prestige, um auf die Unterzeichnung eines Protektoratsvertrages zwischen der einstigen Asanteprovinz und der Kolonialmacht hinzuarbeiten. Ende der 1880er-Jahre ist es soweit: im Beisein von District Commissioner Dr. Smith wird der Protektoratsvertrag von den lokalen Chiefs feierlich unterzeichnet. Als Zeuge unterschreibt Ramseyer den Vertrag ebenfalls und hält den historischen Moment im Bild fest.

Im November 1895 entscheiden sich die Briten für eine militärische Lösung des «Asanteproblems». Eine britische Armee erreicht Kumase ohne nennenswerte Gegenwehr am 17. Januar 1896. Einen Tag später befindet sich Gouverneur Maxwell ebenfalls in der Hauptstadt des Asantereichs und eröffnet dem Asantehene, dass sein Reich unter britischen «Schutz» gestellt werde. Asantehene Agyeman Prempe wird für abgesetzt erklärt und schliesslich mit seinem Hof auf die fernen Seychellen im Indischen Ozean verbannt.


