
Der Prinz, der die Abkürzung nahm
Prinz Philip, der Ehemann der Queen und der Vater des heutigen Königs von England, war immer mal wieder in der Schweiz, viel häufiger als seine Frau. 1981 zum Beispiel nahm er an der Vierspänner-Europameisterschaft in Zug teil. Dabei brachte er die Jury in eine heikle Situation.
Was man nicht gezählt, aber peinlich berührt hat, waren seine zahlreichen Tritte in die Fettnäpfe. Über Journalisten meinte er, als er glaubte, dass ihn niemand hörte: «Da sind sie wieder, diese Reptilien!» Als er in Ungarn einen Engländer traf, meinte er: «Sie können noch nicht so lange hier sein, Sie haben keine Wampe.» Und in China sagte er zu britischen Studenten: «Wenn Sie länger hier bleiben, bekommen Sie Schlitzaugen.»
Die Mutter in einer Schweizer Klinik
Seine Mutter Alice von Battenberg litt an Schizophrenie, die ihr kein Geringerer als der Psychoanalytiker Sigmund Freud diagnostiziert hatte. Die adelige Mutter wurde deshalb gegen ihren Willen ins «Asyl Bellevue» in Kreuzlingen eingewiesen. Das war ein Sanatorium für «Nerven- und Geisteskranke», wie es damals hiess, unter der Leitung von Ludwig Binswanger und mit vielen prominenten Patientinnen und Patienten wie der Kunstmaler Ernst Ludwig Kirchner oder der Schauspieler Gustaf Gründgens. Für den kleinen Philip bedeutete dies, dass er in den folgenden zweieinhalb Jahren bei verschiedenen Verwandten unterkommen musste. Seine Mutter durfte er nur wenige Male in der Schweizer Klinik besuchen.
Dennoch bekam sein Schweiz-Bild keine Risse. Denn er bereiste die Schweiz x-mal, zum Beispiel war er 1974 an einem Pferdewettkampf in Frauenfeld, zudem kam er immer wieder, weil er zwei wichtige Mandate übernahm: Er war von 1964 bis 1986 Präsident der Fédération Equestre Internationale (FEI), der Dachorganisation der Reitsportfans, damals mit Sitz in Bolligen und Ostermundigen. Und er war von 1981 bis 1996 Präsident des WWF mit Hauptsitz in Gland am Genfersee.
Der Prinz auf dem Kutscherbock
Prinz Philip nahm in doppelter Funktion am Grossanlass teil: als Präsident der FEI und gleichzeitig als Spitzensportler und amtierender Weltmeister im Teamwettbewerb des Viererzugfahren. Kaum in Zug angekommen, schwang sich der blaublütige Pferdenarr auf sein Vierergespann und trabte über die General-Guisan-Strasse in Richtung Lorze. Dabei drängten seine Pferde gefährlich nach links, weil sie von England her Linksverkehr gewohnt waren. Zum Glück wusste der Prinz sie auf die rechte Seite zu lenken.
Das Zuger Tagblatt zitierte Zaungäste: «So nahe werden wir Philip wohl nie mehr sehen.» Philip wirkte sehr entspannt und fuhr für fünf Viertelstunden über die Lorzenebene. Reporter befragten ihn, wie ihm der Kanton Zug gefallen habe? In seiner typischen, undiplomatischen Direktheit meinte die königliche Hoheit: «Ein bisschen wenig Platz für meinen Geschmack.» Die Pferde kamen zurück in die Stallungen, wo der Prinz jedem von ihnen ein Zückerchen zusteckte und danach beim Ausschirren und Putzen selber Hand anlegte. Bei den Stallungen und auf dem Festgelände beim Zuger Stierenmarkt-Areal sah der Prinz aus wie ein Stallknecht. Als er einmal in gebrochenem Deutsch um Einlass begehrte, blieb er unerkannt, und der Wachmann wies ihn schroff ab. Denn Philip hatte die Festrosette, die ihm den Zugang ermöglicht hätte, im Range Rover liegenlassen.
Der Kafi Kirsch in der Landbeiz
An den Wettkämpfen nahmen 40 Gefährte aus 13 Nationen teil. Der Prinz fuhr eine Kutsche, die er 1975 mit Metallrädern erbauen liess. Er selber hatte mit dem Viererzugfahren angefangen, weil er aufgrund von Beschwerden im Handgelenk mit dem Polospiel aufhören musste. «Ich glaubte, dass Fahren den Platz von Polo einnehmen könnte, und so war es. Es war eine grosse Herausforderung, und es hat mir ausserordentlich viel Vergnügen und Befriedigung gegeben. Ich bin speziell darüber erfreut, dass ich immer noch mit Pferden arbeiten kann.»
Jetzt aber stand Philip im Stadion Herti bei seinen Pferden, «der ob der Sympathiewelle, die ihm entgegenschlug, seine Rührung kaum unterdrücken konnte», wie der Reporter des Luzerner Tagblatts festzustellen meinte.
Der Gentleman an den Zügeln
Damit reichte es dem Gentleman zum 10. Platz bei 40 Teilnehmern und sein britisches Team gewann beim Mannschaftswettbewerb die Bronze-Medaille. Prinz Philip und seine Kollegen feierten ihren Erfolg ausgelassen mit einem spontanen Feuer auf dem Festgelände, zu dem sie sich im Schneidersitz auf den Boden setzten und Whiskyflaschen im Kreis herumreichten. Zu später Stunde schwangen die Engländer zur Musik von drei Handörgelern die Tanzbeine, auch Prinz Philip, wussten die Zuger Nachrichten, war «ganz ausgelassen und tanzte fast ununterbrochen». Damit dürfte der Prinz seine düsteren Kindheitserinnerungen an die Schweiz weit hinter sich gelassen haben.
Royals zu Besuch – von Sisi bis Queen Elizabeth
Obwohl die Schweiz keine royale Tradition hat, faszinieren die Geschichten der Königshäuser auch hierzulande. Ob Kaiserin, Königin oder Prinzessin: Eines hatten die königlichen Besuche gemeinsam, egal ob sie aus politischen, wirtschaftlichen oder privaten Gründen erfolgten. Sie lösten – damals wie heute – eine immense Begeisterung und Faszination in der Schweizer Bevölkerung aus. Dies zeigt die Ausstellung anhand von zahlreichen Bildern und exklusiven Objekten der Blaublütigen.


