Für jedes Objekt musste eine spezielle Halterung angefertigt werden. Insgesamt waren das über 1000 Halterungen.

Blick hinter die Vitrinen

Bei der Eröffnung einer Ausstellung spricht man meist von den Machern und meint damit die Kuratoren, die inhaltlich dafür verantwortlich sind. Oft werden die Menschen, die im Hintergrund arbeiten, vergessen. Ohne sie würde jedoch gar nichts gehen. Ein Blick hinter die Vitrinen der Ausstellung «Archäologie Schweiz».

Andrej Abplanalp

Andrej Abplanalp

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums.

Damit die neue Dauerausstellung «Archäologie Schweiz» nun im schönsten Glanz erstrahlt, arbeiteten mehrere Personen während gut zwei Jahren im Hintergrund, denn von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein langer Weg. «Unsere wichtigste Aufgabe ist es, den Objekten gerecht zu werden», sagt Katharina Schmidt-Ott, Leiterin Konservierung Archäologische Objekte im Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums. Das heisst, die ausgestellten Stücke müssen dem Publikum optimal präsentiert und so transportiert und montiert werden, dass sie für die Nachwelt erhalten bleiben. Eine logistische Herkulesaufgabe. Aber der Reihe nach.

Aufbau der Dauerausstellung «Archäologie Schweiz» im Mai 2016.

Viele Köche verderben den Brei nicht

Nach der inhaltlichen Planung einer Ausstellung und der Objektauswahl durch den Kurator beginnen die konkreten Arbeiten. Gemeinsam mit der Szenographie, welche die Gestaltung übernimmt, erarbeitet ein Team einen genauen Plan der Räume. Dabei spielen sowohl die inhaltlichen Anforderungen des Kuratorenteams, wie auch die räumlichen Gegebenheiten eine Rolle. Und nicht zuletzt müssen Gewicht, Grösse und Material der Ausstellungsstücke berücksichtigt werden. Ist beispielsweise ein Objekt sehr schwer, braucht es dafür einen sicheren Ort, damit es nicht herunterfallen kann. Die Platzierung eines solchen Gegenstands beeinflusst wiederum das ganze Erscheinungsbild einer Ausstellung. «Manchmal ist es ein Hochseilakt, die Bedürfnisse der beteiligten Organisationen unter einen Hut zu bringen», meint Spezialistin Schmidt-Ott. Im Fall der Archäologie-Ausstellung waren dies das Szenographie-Unternehmen Atelier Brückner, der Ausstellungsbauer Ivo Barth, die Objektmontage-Firma Fissler, die Kuratoren und natürlich die Equipe aus dem Sammlungszentrum, bestehend aus Konservatoren-Restauratoren und Logistikern. Um ein gutes Resultat zu erzielen, müssen die Parteien konstruktive Kompromisse eingehen. Dies sei bei dieser Zusammenarbeit sehr gut gelungen.

Ein besonderes Augenmerk richteten die Fachleute aus dem Sammlungszentrum auf die Materialien, welche verwendet werden. «Bevor eine Vitrine gebaut wird, prüfen wir die Stoffe», betont Schmidt-Ott. Es könne beispielsweise sein, dass eine Farbe Schwefel enthalte. «Das würde Silber- und Kupferobjekte angreifen und sie schwarz verfärben.» Auch Chlor und Säuren sind problematisch. Aus diesem Grund wird jedes Material, das in einer Ausstellung verwendet wird, sei es ein Gummischlauch oder ein Klebstoff, vorher im Sammlungszentrum in Affoltern von Experten genauestens geprüft. Das beansprucht oft viel Zeit, doch der Aufwand lohnt sich, denn er dient dem Schutz der Objekte und sichert deren Erhaltung für spätere Generationen. Dieser Schutz muss natürlich auch bei der Befestigung der Ausstellungsstücke beachtet werden. «Für die neue Archäologie-Ausstellung mussten wir über 1000 Halterungen herstellen», erzählt Katharina Schmidt-Ott. Jede dieser Halterungen ist eine Einzelanfertigung. «Alle Objekte haben eine individuelle Form, deshalb kommt eine Massenproduktion nicht in Frage.»

Jede Vitrine hat ein eigenes Klima

Sind die Vitrinen fertig gebaut und die Halterungen angebracht, beginnt die eigentliche Montage der Objekte. Sie werden von den Logistikern des Sammlungszentrums sicher verpackt und ins Museum gebracht. Dort fixiert man sie an den vorgesehenen Orten. «Es ist wichtig, dass die ausgestellten Stücke den für sie optimalen und immer gleichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind», sagt die Konservatorin-Restauratorin. Sei dies nicht der Fall, könnten irreparable Schäden entstehen. Deshalb werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit in jeder Vitrine gemessen und können bei Bedarf verändert werden. Jeder Schaukasten hat also ein eigenes Mikroklima, welches auf die darin enthaltenen Ausstellungsstücke angepasst ist. Dasselbe gilt auch für die Beleuchtung, denn falsches Licht kann den Gegenständen ebenso schaden wie Schwankungen bei Temperatur oder Luftfeuchtigkeit.

«Unser Job ist dann zu Ende, wenn die Vitrinen verschlossen und die Räume für die Besucher bereit sind.» Dann ist auch der Zeitpunkt gekommen, das Resultat der letzten Jahre zu geniessen! Lange dauert dieser Moment allerdings nicht, denn im Sammlungszentrum warten schon die nächsten Objekte, die ausgestellt, behandelt oder konserviert werden sollen.

Für jedes Objekt musste eine spezielle Halterung angefertigt werden. Insgesamt waren das über 1000 Halterungen.

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