
Das Bidet – ein Hygienemöbel für die «vornehmen Körperteile»
Vor 300 Jahren tauchten in den Schlafzimmern und Boudoirs der französischen Aristokratie vielfältige Spezialmöbel für die Körperhygiene auf. Zu diesen gehörte auch der «Sauberkeitstuhl» – das Bidet.
Aufwändige «Morgentoilette» im Boudoir

Ein «Holzpferdchen» auf Siegeszug

Ein Möbelstück mit erotischer Komponente

Für so manche ein schambehaftetes Objekt
Trotz der grossen Verbreitung war das Bidet und dessen Gebrauch spätestens vom 19. Jahrhundert an auch mit Scham behaftet, dies insbesondere in Kreisen und Ländern, in der die Prüderie vorherrschte. Dies hatte neben der vermehrt tabuisierten Intimhygiene auch mit dem zusätzlichen, sexuell konnotierten Verwendungszweck zu tun. Mobile Sitzwaschbecken waren bereits in der Antike bekannt, ihre Bereitstellung für Vaginalspülungen vor und nach dem Geschlechtsverkehr wird in griechischen Eheverträgen erwähnt. Auch das neuzeitliche Bidet diente der – freilich wenig sicheren – Empfängnisverhütung. Kataloge von Sanitärherstellern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts priesen das Bidet deshalb auch unter Produktnamen wie «Protektor» an. Ärzte empfahlen den Gebrauch des Bidets, um Geschlechtskrankheiten vorzubeugen. So liegt es nahe, dass das Bidet auch in vielen Bordellen anzutreffen war – was dessen vermeintliche Anrüchigkeit noch verstärkte.
