
Schweizerinnen und Schweizer in der Résistance
Tausende von Schweizerinnen und Schweizern halfen bei der Befreiung Frankreichs von der deutschen Besetzung. Hunderte wurden dafür von der Schweiz bestraft. Sie sollen jetzt rehabilitiert werden.
Genf als Drehscheibe
Die Résistance hatte in Genf zudem eine Art offizielle Vertretung, die Délégation générale de la Résistance en Suisse (DGRS). Und im Oktober 1943 fand in Genf gar eine Konferenz führender Résistance-Vertreter statt, die laut Historikern eine wichtige Rolle spielte beim Übergang von Propaganda- und Sabotageaktionen zum Kampf geschlossener Guerilla-Verbände.
 
 Starke Anziehungskraft
Ein Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens liess 1995 eine ganze Reihe dieser Menschen zu Wort kommen. Unter ihnen ist auch ein Offizier des Schweizer Nachrichtendienstes, der offen davon berichtet, was er in Genf während des Krieges ohne Wissen der Vorgesetzten für die Résistance gemacht habe: Ausweise ausgestellt, heimliche Grenzübertritte ermöglicht, klandestine Treffen eingefädelt. Zu Wort kommt in dem Film auch eine Genferin, die als Mädchen für Botengänge eingesetzt worden war. Sie sagt: «Wir hätten für die Résistance alles getan, denn wir wollten die Deutschen aus Frankreich weghaben.»
Dokumentarfilm über Schweizerinnen und Schweizer in der Résistance, September 1995. SRF
 
 Grosse Befürchtung, harte Urteile
Diese Fälle sind gut dokumentiert: Von 466 Personen finden sich Akten im Bundesarchiv, weil sie von den Schweizer Behörden zur Rechenschaft gezogen wurden. Der Historiker Peter Huber hat diese Akten für seine unlängst erschienene Arbeit «In der Résistance. Schweizer Freiwillige auf der Seite Frankreichs (1940-1945)» aus dem Bestand der Urteile der Militärjustiz herausgefiltert. Es zeigt sich dabei, dass die Militärjustiz zum Teil drakonische Strafen verhängte. In einem Fall waren es fünf Jahre Zuchthaus. Aus vielen Verfahrensakten spricht Unverständnis, zum Teil Verachtung.


Vereinzelt Verständnis
Der Untersuchungsrichter seinerseits führte in seinem Antrag aus, die Tatsache, dass die Schweiz für die Deutschen Waffen hergestellt habe, sei Grund genug, von «puritanischer Härte» abzusehen und damit aufzuhören, Résistance als Delikt zu betrachten. Der Korporal habe der Schweiz mit seinem Kriegseinsatz schlicht und einfach Ehre erwiesen.
 
 Auf dem Weg zur Rehabilitierung
Es ist nicht der erste Vorstoss dieser Art. Bisher blieb es aber bei einigen wenigen Zeichen der Anerkennung. So findet sich etwa in Neuenburg eine Gedenktafel am Geburtshaus eines Schweizers, der 1944 in Südfrankreich fiel. Und in Genf hängt seit 2003 gegenüber des französischen Generalkonsulats eine Gedenktafel. Die Stadt hat sie all jenen Einwohnerinnen und Einwohnern gewidmet, die gegen den Nazismus gekämpft und zur Befreiung Frankreichs beigetragen haben.


