
Baumreihen mit vielen Funktionen
Man kennt sie vor allem aus Deutschland und Frankreich: Alleen. Baumreihen prägen dort viele Städte und Landschaften. Hierzulande hatten Alleen zwar nie dieselbe Bedeutung. Es gab und gibt sie aber dennoch. Eine Alleenlandschaft trägt sogar den Titel der Schweizer «Landschaft des Jahres 2022».
Für militärisch-strategische Zwecke
Die militärisch-strategische Bedeutung von Alleen erkannte vor allem auch Napoleon. Er zog ein «Alleenprogramm» durch, das die Landschaft in Frankreich heute noch vielerorts prägt, aber auch auf ganz Europa ausstrahlte. So wurden im Wallis in den Jahren 1810 bis 1820, als im Auftrag von Napoleon der kürzeste Weg zwischen Paris und Mailand über den Simplonpass erschlossen werden sollte, die entsprechenden Strassen so gebaut, wie es damals in Frankreich üblich war: links und rechts gesäumt von Pappeln. Wie die Alleenbäume an vielen anderen Orten ist auch ein grosser Teil von ihnen seit Mitte des 20. Jahrhunderts gefällt worden – für eine intensivere und effizientere Bewirtschaftung von Landwirtschaftsflächen und für den Ausbau des Strassennetzes.
Für Lebensqualität
Konsequenterweise erschien dann 1887, in der Amtszeit von Petitpierre-Steiger als Staatsrat, eine kantonale Verordnung über das Pflanzen von Bäumen entlang der Kantonsstrassen. Darin wird der zuständige Inspektor angehalten, vornehmlich Obstbäume zu wählen. Die ausgezeichneten Alleen im Val-de-Ruz sind also zumindest teilweise das Resultat eines Vorstosses zur Volksgesundheit. Dies verdeutlicht, dass es stets eine breite Palette von Motiven für das Anlegen von Alleen gab: Ästhetische und praktische, aber auch gesellschafts-, umwelt- und gesundheitspolitische.


