Detail des von Beat Breu selbst hergestellten Modells des Siegs auf der Alpe d’Huez vom 20. Juli 1982.
Detail des von Beat Breu selbst hergestellten Modells des Siegs auf der Alpe d’Huez vom 20. Juli 1982. Museum des Velo-Club Freiburg

Beat Breus grosser Sieg en miniature

Die Geschichte des Schweizer Radsports ist voller Anekdoten. Eine davon ist der historische Sieg von Beat Breu auf der Alpe d’Huez 1982. Viel wurde darüber schon geschrieben. Was die wenigsten wissen: Beat Breu hat seine Siegesfahrt in minutiöser Kleinarbeit in einem Geländemodell verewigt.

Guido Balmer

Guido Balmer

Guido Balmer ist Kommunikationsbeauftragter der Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt des Kantons Freiburg und freischaffender Kommunikationsprofi.

13,8 Kilometer, 21 Kehren und 1090 Höhenmeter: Das sind die technischen Eckwerte des Aufstiegs von Le Bourg-d'Oisans zur Alpe d’Huez. Es ist eine der berühmtesten Bergetappen der Tour de France. Dieses Jahr stand sie am 14. Juli wieder im Programm, am Nationalfeiertag Frankreichs also, als Königsetappe der Tour 2022. Und 2013 mussten die Fahrer die Alpe d’Huez in derselben Etappe gleich zweimal bezwingen, zur Feier der 100. Ausgabe der Tour de France. Das zeigt, welch grossen Stellenwert dieser Anstieg für Frankreich hat.

Geburts­stun­de des «Bergflohs»

Auch für die Geschichte des Schweizer Radsports ist die Etappe zur Alpe d’Huez von einiger Bedeutung. Sie ist Schauplatz einer der grössten Schweizer Siege. Vor 40 Jahren triumphierte dort der damals 24-jährige Beat Breu in der 16. Etappe der Tour de France, die von Orcières-Merlette auf die Alpe d’Huez führte. Breu griff gleich zu Beginn des Aufstiegs an und liess sich nicht mehr einholen. Er litt «wie ein Hund», wie er immer wieder sagt, wenn er zu seinem historischen Sieg befragt wird. Aber sein sportlicher Leiter habe ihm aus dem Begleitfahrzeug immer wieder zugerufen: «Halt durch. Heute musst Du unbedingt gewinnen.» Der Etappensieg von Beat Breu auf der Alpe d’Huez war der erste eines Schweizers – und er ist der einzige geblieben, obwohl die Alpe d’Huez seither weitere 23-mal im Programm der Tour de France stand. Was Beat Breus Leistung umso bemerkenswerter macht: Er fuhr damals zum ersten Mal an der Tour de France – und er hatte den berühmten Berg noch nie gesehen. Zudem hatte er vier Tage zuvor schon eine Bergetappe in den Pyrenäen gewonnen, jene von Pau zum Pla d’Adet in Saint-Lary-Soulan. Der Doppelschlag brachte Beat Breu den Spitznamen «Bergfloh» ein.
Beat Breus Triumph auf der Alpe d’Huez am 20. Juli 1982 in ganzer Länge (Zielankunft bei 48:00). YouTube / ina.ft

Triumph jährt sich zum 40. Mal

Viel ist über diesen historischen Sieg geschrieben worden, zuletzt im Vorfeld der 12. Etappe der Tour 2022, die auf die Alpe d’Huez führte. Die Schweizer Medien erinnerten in ihren Vorschauen auf diese Etappe daran, dass sich das Meisterstück von Beat Breu zum 40. Mal jährt. Die NZZ widmete dem Triumph fast eine ganze Seite. Und im Blick erstreckte sich der Artikel zum «einzigen Schweizer Sieg» am «mythischen Berg» über zwei Seiten. Beat Breu sagt im Blick: «Die Steigung ist nicht die schwerste, aber halt eine der wichtigsten im Radsport. Ich bin stolz auf den Sieg.» Wie viel Beat Breu der Sieg bedeutet, zeigt sich beim Besuch des Velomuseums in Freiburg. Dort steht ein Geländemodell mit sieben Kehren des Aufstiegs zur Alpe d’Huez. Das Modell ist je etwa einen Meter hoch, breit und tief. Detailreich ausgestattet, mit Bäumen, Felsen, dichtgedrängten Fans, einem Tross an Begleitfahrzeugen und natürlich mit Radfahrern. Nach der letzten Kehre, unmittelbar vor der «Flamme rouge», die den letzten Kilometer markiert, ein Fahrer im rot-weissen Trikot des Schweizer Radsportteams Cilo-Aufina, eingerahmt von einer Gruppe Fans mit Schweizer Fahnen. Es ist natürlich Beat Breu, auf dem Weg zu seinem grössten Sieg.
Von Beat Breu selbst hergestelltes Modell seines Siegs auf der Alpe d’Huez vom 20. Juli 1982.
Von Beat Breu selbst hergestelltes Modell seines Siegs auf der Alpe d’Huez vom 20. Juli 1982. Museum des Velo-Club Freiburg

Gelände­mo­dell im Velomuseum

Beat Breu ist es auch, der dieses Geländemodell eigenhändig hergestellt hat, in akribischer Kleinarbeit. Sein Geländemodell zelebriert und materialisiert den Triumph von damals. Die Miniaturen halten jene Minuten des 20. Juli 1982 fest, in denen Beat Breu litt wie ein Hund und sich damit in die Geschichtsbücher des Radsports eintrug. Und das Schönste an dieser Geschichte, die kaum einer kennt: Beat Breu hat das Modell nicht etwa für sich gemacht, nein. Er hat es 2017 Auguste Girard geschenkt, einem der Gründer des Velomuseums Freiburg, zum fünfjährigen Jubiläum des Museums. Auguste Girard war von 1980 bis 1984 der sportliche Leiter des Cilo-Aufina-Teams – der Mann also, der Beat Breu am 20. Juli 1982 an der Alpe d’Huez zum Sieg getrieben hatte.

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