Die Schweizerische Botschaft in Berlin – Symbol für Kontinuität
Als direkter Nachbar des Bundeskanzleramtes hat die Schweizerische Botschaft heute einen prominenten Standort im Berliner Spreebogen. Die rote Fahne mit weissem Kreuz ist im Regierungsviertel unübersehbar. Glückliche Umstände führten dazu, dass das 1919 von der Schweiz erworbene historische Stadtpalais in den letzten 100 Jahren weder ausbrannte, noch abgerissen oder verkauft wurde. Es erzählt eine aussergewöhnlich bewegte Geschichte und ist zweifelsohne ein Symbol für Schweizerische Kontinuität.
Glückliche Zufälle und Ausdauer während der Kriegsjahre
Heimschaffungsdelegation unterstützt rückkehrwillige Schweizer in der DDR
Kalter Krieg vor der Haustüre: Bau der Berliner Mauer 1961
Entspannungspolitk in den 1970ern: Die Schweizer Botschaft in Ost-Berlin
Ein Botschafts-Koch in den Fängen der Stasi
Indes blieben die Spannungen infolge der deutsch-deutschen Teilung greifbar. Dies bekam auch der damals erst 24-jährige Schweizer Peter Gross zu spüren. Er arbeitete in der Residenz der Schweizerischen Botschaft in Ostberlin als Koch von Hans Miesch, dem ersten Schweizer Botschafter in der DDR. Als Botschaftsangestellter verfügte er über ein Auto mit dem Diplomatenkennzeichen «CY» für das technische Personal, und konnte unkontrolliert die Grenze passieren. Um seiner Ost-Berliner Freundin einen besonderen Abend zu bieten, versteckte er sie im Kofferraum seines Minis und führte sie im Berliner Westen aus. Dies ging einige Male gut. Am 1. Februar 1975 jedoch stoppten ihn Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit am Grenzübergang. Das Paar wurde wegen mehrfachen ungesetzlichen Grenzübertritts beziehungsweise angeblicher Beihilfe zur Republikflucht verhaftet.
Gross war an die Staatssicherheit (Stasi) verraten worden und erhielt fünf Jahre, seine Freundin viereinhalb Jahre Haft in der gefürchteten Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit Bautzen II. Beide wurden erst nach mehr als drei Jahren entlassen. Für gewöhnlich wurden verurteilte Schweizer Fluchthelfer nach Ende des Gerichtsverfahrens diskret in die Schweiz abgeschoben. Gross und seine Freundin hingegen, wurden zum Spielball der höheren Politik. Die DDR wollte die beiden als Tauschobjekt für das Agentenpaar Wolfin benutzen. Es hatte mehrere Jahre in der Schweiz für die Stasi spioniert und war 1973 enttarnt und verhaftet worden.
Nach Verurteilung der Wolfins im Juni 1975 boten die DDR-Behörden an, u.a. den Schweizer Gross gegen sie auszutauschen. Jedoch war die Schweiz der Ansicht, die Fälle seien nicht gegeneinander aufzuwiegen. Erst als die Spione einen Teil ihrer Strafe abgesessen hatten, schien der Schweiz ein Austausch der Gefangenen vertretbar. Und so kamen Gross und seine Freundin 1978 doch noch vorzeitig frei und wurden in die BRD entlassen. Später heirateten sie in der Schweiz. Die DDR-Urteile gegen sie wurden nach der deutschen Wiedervereinigung aufgehoben.