
Cosette Québatte, die erste Schweizer Radrennfahrerin
Angesichts der Olympia-Erfolge von Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand ist die Ansicht, dass Frauen für den Radsport ungeeignet sein sollen heute nicht mehr nachvollziehbar. Und doch war diese Meinung vor rund 50 Jahren in der Schweiz noch weit verbreitet.
Die Karriere von Cosette
Anlässlich der Ausstellung «Räder, Rennen, Ruhm – Radsport Schweiz», die 2022 im Landesmuseum gezeigt wurde, luden wir Cosette nach Zürich ein. In einem aktuellen Interview erzählte sie uns, wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen ist.
Eine kleine Geschichte des Frauenradsports
Schon früh nahmen Frauen an Radrennen teil. Dennoch hatte der Frauenradsport, nicht nur in der Schweiz, lange Zeit einen schwierigen Stand. Eines der ersten Frauenrennen fand 1868 über 500 Meter in Bordeaux statt. Damals befanden sich die Pedalen noch am Vorderrad des Zweirads. Im Jahr darauf legten die Sportlerinnen bei Paris-Rouen bereits eine Distanz von 124 Kilometern zurück. Von Beginn an schien es insbesondere den Französinnen und Belgierinnen gelungen zu sein, sich im Radrennsport hartnäckig durchzusetzen. In Frankreich gab es Ende des 19. Jahrhunderts sogar eine Schule für Berufsfahrerinnen. Die bekannte belgische Radsportlerin Hélène Dutrieu schrieb 1893 Sportgeschichte, als sie hinter ihrem Schrittmacher in einer Stunde 33 Kilometer zurücklegte. 1896 gewann sie ein Zwölftagerennen mit 1264 Kilometern.
Sportvereine als Lösung?
Wieso aber haben die Männer so lange versucht, Frauen am Sporttreiben zu hindern? War es die Angst, dass sie darin besser werden könnten, als das männliche Geschlecht? Die Angst vor Niederlagen? Davor, dass die Frauen dadurch zu selbstständig werden würden? Lange Zeit diente als Argument, dass sporttreibende Frauen nicht schön und anmutig seien und so den gesellschaftlichen Anforderungen nicht genügten. Ein Argument, das sich hartnäckig hielt und noch in den Schweizer Zeitungen der 1960er-Jahren zu finden ist! In der sportbegeisterten Gesellschaft von heute ist dies kaum mehr vorstellbar.


