
Der König von Thun und seine Verbindungen nach Mykene
Das Gebiet rund um den Thunersee profitiert in der frühen Bronzezeit von seiner Lage an wichtigen Handelswegen. Reiche Eliten lassen sich mit prunkvollen Grabbeigaben bestatten. An ihnen lassen sich Verbindungen bis nach Mykene, Zypern, Anatolien und in den Gazastreifen nachweisen.
Auch zeitgleich in Spiez lässt sich die Elite ihre (Grab-)Ausstattung einiges kosten. Zwar sind dort keine Bezüge in die Ferne nachweisbar, von Reichtum zeugen die Elitengräber aber allemal. Eine Frau wird mit riesiger Gewandnadel und aufwändigem Kopfschmuck bestattet, ein 13-Jähriger mit Beilklinge und Dolch, ganz wie ein Erwachsener. In der Siedlung Spiez-Bürg, gelegen an markanter Stelle auf einem Hügel, findet man das Steuerrad eines Ferraris – pardon, der bronzezeitlichen Entsprechung: einen Trensenknebel für ein Pferd. Das Pferd ist damals das neuste und prächtigste Modell der Fortbewegung: In der Bronzezeit beginnt man – das heisst, jene die es vermögen – auf Pferden zu reiten. Die edlen und teuren Tiere werden zum Statussymbol der Eliten.
Bronze ist eine Legierung (Mischung) aus Kupfer und Zinn, die aufgrund ihrer Härte und ihrer Möglichkeit zur seriellen Herstellung von Gegenständen das menschliche Leben grundlegend veränderte. Das Rezept zu ihrer Herstellung – neun Teile Kupfer, ein Teil Zinn – wurde wahrscheinlich vor 5000 Jahren in Vorderasien entwickelt und anschliessend nach Europa weitervermittelt.
Über Handelswege reisen natürlich nicht nur Güter, sondern auch Menschen, Ideen und Wissen. Zum Beispiel das Wissen über die Einlegetechnik aus der Ägäis, die dann zur Herstellung der Beilklinge des Königs von Thun verhilft.
Vor fast 4000 Jahren vernetzt der kollektive Hunger nach Rohstoffen Europa mit Ägypten, Vorderasien und der Ägäis in bisher unbekanntem Ausmass wirtschaftlich und kulturell. Thun, Hilterfingen und Spiez treten – wenn vielleicht auch indirekt – in Kontakt mit Babylon, Hattusa, Troja und Mykene. Eine globalisierte Bronzezeitwelt entsteht, die grösste vormoderne Vernetzung, die nicht auf militärischen Eroberungen beruht. Globalisierung, wer hat’s erfunden?
Trailer der Ausstellung «Und dann kam Bronze!» im Bernischen Historischen Museum BHM / YouTube


