
Alliierte Hilfe für die Partisanen im Ossola
Ohne die Hilfe der Briten und Amerikaner wäre der Widerstand gegen die deutschen und faschistischen Besatzer zwecklos gewesen. Die Partisanen des Ossola hatten sich allerdings mehr Unterstützung erhofft.
Partisanen als Fluchthelfer
Frühe Partisanengruppen wie die Brigate Cesare Battisti ermöglichten gegen eine Gebühr die Überfahrt in die Schweiz. Diese an den Ufern des Lago Maggiore aktive Partisaneneinheit hat den Vorteil, dass ihr Anführer Armando Arca Calzavara gut Englisch sprach. Gratis war dieser «Service» jedoch nicht. Aus Protokollen der Schweizer Behörden geht hervor, dass der heimliche Grenzübertritt etwa 10’000 italienische Lira pro Person gekostet hat. Das entspricht dem Monatslohn eines einfachen Arbeiters zu dieser Zeit.
Alliierte Nachrichtendienste in der Schweiz
Allerdings bestand eine gewisse Konkurrenz zwischen dem OSS, der von Allen Dulles, dem späteren ersten CIA-Direktor geleitet wurde und der SOE, deren Schweizer Chef John McCaffery war. Das führte immer wieder zu Koordinationsproblemen, welche ihren Ursprung im fehlenden Austausch von Informationen zwischen Amerikanern und Briten hatte. Da beide Nachrichtendienste anfangs unabhängig voneinander nicht an einen starken italienischen Widerstand geglaubt hatten, kam die Unterstützung ausserdem nicht über ein Niveau hinaus, das es erlaubt hätte, sich längerfristig gegen die deutschen und faschistischen Besatzer zu behaupten.
Die Geschichtsschreibung der Resistenza hat diese Präsenz der Alliierten in Ossola oft aufgebauscht. In Wirklichkeit waren die alliierten Vertreter nicht mehr als geländeerfahrenen Soldaten, die «vor Ort» in den Offiziersrang erhoben wurden. Mit dieser Täuschung sollte der Eindruck erweckt werden, dass die Partisanen hochgeschätzte Partner waren. Das waren sie nur bis zu einem gewissen Grad. Und das auch nur, wenn sie nach dem Willen und im Dienste der Alliierten agierten. Hier zeigt sich ein weiteres Problem des Widerstandskampfes im Ossolagebiet: Die Alliierten hatten kein Interesse, in Italien eine zweite Front ganz im Norden zu eröffnen. Ebenso wenig wollten sie ein starkes, politisch links stehendes Partisanenheer aufbauen. Viele Briten wären nicht unglücklich gewesen, die Monarchie in Italien wieder zu installieren. Das war so ungefähr das Gegenteil dessen, wofür viele Partisanen kämpften.


Am 7. September 1944 machte Bern einen weiteren Schritt auf die Widerstandskämpfer zu. In der Weisung der Armeeleitung betreffend Aufnahme einzelner fremder Wehrmänner wurde festgelegt, dass Partisanengruppen nun auf Schweizer Gebiet zugelassen werden konnten, solange sie nicht kriminell waren, es sich also nicht um «Räuberbanden» handelte. Das war bemerkenswert, nützte der Republik Ossola jedoch wenig. Nicht zuletzt wegen ausbleibender Materiallieferungen der Alliierten.


