
Stonehenge made in Switzerland
Die Menhire von Clendy sind eindrucksvolle Zeitzeugen der Steinzeit. Die Anlage am Südufer des Neuenburgersees ist ebenso mystisch wie geheimnisvoll und ermöglicht eine Reise in längst vergessene Zeiten.
Indes, fast 100 Jahre lang geriet die megalithische Anlage wieder in Vergessenheit. Erst 1975 brachten Ausgrabungen die ursprünglichen Gruben mitsamt den dazugehörigen Keilsteinen zutage, in denen die grossen Blöcke ursprünglich gestanden hatten. 1981 wurde die Anlage ein weiteres Mal eingehend untersucht und präzise kartiert. Um Diebstählen vorzubeugen, wurden die kleinsten Blöcke durch Kopien aus Beton ersetzt; die Originale befinden sich im Museum von Yverdon.
Wenn die Archäologie vor einem Rätsel steht und Quellen fehlen, ist rasch von einem «Heiligtum» die Rede. Die Anlage von Clendy könnte durchaus kultischen Zwecken gedient haben. Sie könnte aber auch ein prähistorischer Kalender gewesen sein. Für die Forschung ist eine genaue Kenntnis von Position und Ausrichtung der Steine entscheidend. Und genau damit gab es ein Problem: 1986 hatte ein lokaler Bauunternehmer die Blöcke umplatziert – allerdings mehr nach Kriterien der Ästhetik als der Wissenschaft. Glücklicherweise erwiesen sich die Daten aus früheren Untersuchungen aber als so genau, dass sich die Anlage dennoch präzise rekonstruieren lässt.
War die Megalithanlage bei Yverdon also ein Tempel? Ein steinzeitliches Observatorium? Beides? Was immer es war: Einen Monduntergang in den Alignements von Clendy zu erleben, ist eine Zeitreise zurück in die Anfänge der Astronomie.


