
Der Kaiser spricht Schweizerdeutsch
Der französische Kaiser Napoleon III. (1808–1873) wuchs in Salenstein auf, weshalb er Thurgauer Dialekt sprach. Die Thurgauer verliehen ihm, obwohl Franzose, das Ehrenbürgerrecht. Weil die Schweiz ihn nicht ausweisen wollte, kam es beinahe zum Krieg gegen Frankreich.
Die Thurgauer Zeitung entsendet einen Reporter zum Bahnhof in Konstanz: «Da kam er, zwar etwas gebückten Hauptes, aber sehr gesund und frisch aussehend, wir möchten fast sagen blühend.» Der «blühende» Kaiser Frankreichs weilt vom 18. bis am 21. August auf Schloss Arenenberg. Als er den Thurgau vor 27 Jahren verlassen musste, hatte er beim Abschied gesagt: «Ich scheide mit Schmerzen von euch; wenn ich aber wieder komme, soll Freude walten.» Napoleon III. freut sich nun, die Bodenseeregion, «den Ort der glücklichen Jugendzeit», wiederzusehen.
Kaiser, Kutschen und Kloster
Hortense erinnerte ihren Sohn auch im Thurgau an seine napoleonischen Wurzeln und erzog ihn als potentiellen Thronfolger. Über dem Bett ihres Sohnes liess sie ein wandgrosses Bild von Napoleon Bonaparte aufhängen. Sogar der Kinderstuhl des kleinen Louis-Napoleons war mit einem gestickten Napoleon-Hut verziert.


Rudern, Rauchen und Reiten
Louis-Napoleon erlebte seine turbulenten Jahre. Er war zwar nur gerade 1.60 Meter gross, dennoch war er sportlich und gut trainiert. Er zeigte Kunststücke beim Reiten, war ein geschickter Schlittschuhläufer, liebte Fechtkämpfe und Pistolenschiessen und durchschwamm schon mal den Bodensee bis zur Insel Reichenau – zu einer Zeit, als sonst kaum jemand schwimmen konnte. Auch galoppierte Louis-Napoleon auf seinem Araberhengst von Arenenberg nach Konstanz. Die rund zehn Kilometer legte er in einer Viertelstunde zurück, also in einem Tempo von 40 Kilometern pro Stunde! Bei der Zollstelle hielten ihn die Zöllner auf und verlangten einen Kreuzer. Der junge Mann griff in die Tasche und zahlte das Doppelte: «Das ist gleich für die Rückreise!»
1832 wollte die Gemeinde Salenstein ihrem royalen Bewohner das Ehrenbürgerrecht verleihen, aufgrund der «vielfach zuteil gewordenen Wohltaten». Doch dazu war das Bürgerrecht des Kantons Thurgau notwendig, welches Louis-Napoleon nur bekam, wenn er auf die französische Staatsbürgerschaft verzichtete. Das kam für den jungen Franzosen nicht infrage. Daraufhin zeigten sich die Thurgauer kreativ: Anstelle des örtlichen Ehrenbürgerrechts wichen die Thurgauer Behörden auf ein kantonales Ehrenbürgerrecht aus und liessen eine prächtige Urkunde ausstellen. Dies war das erste und einzige Ehrenbürgerrecht, das der Kanton Thurgau in seiner Geschichte je verliehen hat.
Daraufhin verlangte Frankreich die sofortige Ausweisung Louis-Napoleons, dieses staatsgefährdenden Putschisten. Die offizielle Schweiz wollte den Prinzen nicht ausweisen und berief sich dabei auf das thurgauische Ehrenbürgerrecht. Daraufhin bereitete Frankreich eine Invasion vor. Auf der anderen Seite mobilisierten der Aargau, Genf und die Waadt ihre Milizen. Zwischen Frankreich und der Eidgenossenschaft drohte ein Krieg – bis Louis-Napoleon die Schweiz verliess und damit die Kriegsgefahr entschärfte.
Böllerschüsse, Bögen und Beinbrüche
Wenn er wieder komme, solle Freude walten, hatte der Kaiser zur Schweizer Reise gesagt. Doch die mit viel Freude erfüllte Reise endet tragisch: Als beim Bahnhof Neuenburg die Lokomotive pfeift, scheut ein Pferd des Kaisertrosses und brennt durch; drei Gesellschaftsdamen erleiden Bein- und Armbrüche.
Royals zu Besuch – von Sisi bis Queen Elizabeth
Obwohl die Schweiz keine royale Tradition hat, faszinieren die Geschichten der Königshäuser auch hierzulande. Ob Kaiserin, Königin oder Prinzessin: Eines hatten die königlichen Besuche gemeinsam, egal ob sie aus politischen, wirtschaftlichen oder privaten Gründen erfolgten. Sie lösten – damals wie heute – eine immense Begeisterung und Faszination in der Schweizer Bevölkerung aus. Dies zeigt die Ausstellung anhand von zahlreichen Bildern und exklusiven Objekten der Blaublütigen.


