
Von Gier und Geistern
In der Frühen Neuzeit strebten viele Menschen nach Reichtum und gruben nach Schätzen. Doch Betrüger und Geister kreuzten ihren Weg, und nicht wenige landeten vor Gericht.
Schatzgräberei war in der Schweiz zwischen 1500 und 1800 weit verbreitet. Sie war mehr als eine blosse Suche nach Reichtümern – sie spiegelte die Unsicherheiten der Menschen wider. Kriege hatten die Gesellschaft erschüttert, die Reformation alte Glaubenssätze in Frage gestellt. Die Schätze, von denen man sich vielerorts erzählte, waren auch eine Art Hoffnung. Auf ein besseres Leben, auf etwas Glück oder ein Thema, auf das man sich konzentrieren konnte.

Mit der Wünschelrute zum grossen Reichtum
Schatzgräberei war untrennbar mit Religion und Aberglauben verbunden. Verborgenen Schätzen wurden magische Eigenschaften zugeschrieben: Man glaubte, sie könnten gezielt vor den Suchenden fliehen oder sich als wertloses Material tarnen. Die Schatzsucher bedienten sich daher okkulter Praktiken, um sie aufzuspüren: Die Wünschelrute war ein beliebtes Instrument, ebenso die Alraunenwurzel, spezielle Spiegel und Zauberbücher. Gebete wurden gesprochen, Heilige angerufen und Dämonen beschworen, um den Schatz zu finden – und mit Geistern in Kontakt zu treten.

«Er ist hier», flüsterte der Fremde, «ich werde mit ihm sprechen.» Mit bedächtigen Schritten verschwand der Herr aus Konstanz aus der Scheune in die Dunkelheit. Eine quälend lange Stunde verstrich, in der die drei Luzerner im frostigen Schweigen ausharrten. Als der Fremde zurückkehrte, verkündete er: «Es sind zwei Geister – Brüder. Der eine ist verdammt, doch der andere kann erlöst werden. Und er wird uns den Schatz zeigen.» Der Schatz bestehe aus 25’000 oder 35’000 Zecchinen und ebenso vielen Dublonen – und «drei goldenen Ketten, die einem vierfach um den Leib gehen».

Am nächsten Freitag erschienen Bättig und Zeder wieder auf Müllers Hof, jeder mit drei Goldmünzen. Der Fremde nahm ihr Geld, nähte es sorgfältig in drei Säcklein ein und legte sie in die Mitte des magischen Kreises. «Bald werden sie sich füllen», versprach er. Doch noch war eine letzte Aufgabe zu erledigen. «Der Schatz zeigt sich nur reinen Herzen», mahnte er. «Ihr müsst euch erst von euren Sünden befreien, bevor er sich euch offenbart.» Also machten sich die Männer auf nach Sursee, um zu beichten.

Doch ihr Unglück endete damit nicht. Schon bald wurden die Drei vor das Gericht in Willisau gestellt. Die Kunde von ihren nächtlichen Machenschaften hatte sich verbreitet.
Müller wurde für zwei Jahre, Bättig für drei und Zeder für ein Jahr aus der Region verbannt, wie aus den Gerichtsakten hervorgeht. Und der Herr aus Konstanz? Der blieb spurlos verschwunden – vermutlich auf dem Weg zu einem nächsten Opfer.
