
Die Geschichte der Frauennati
Seit 1970 entwickelte sich das Nationalteam der Frauen enorm. Der Fussball ist physischer, dynamischer und taktisch ausgefeilter geworden. Um die Akzeptanz musste die Nati allerdings lange kämpfen.
Das erste inoffizielle Spiel der Schweizerinnen findet 1970 auf der «Breite» in Schaffhausen gegen Österreich statt. Immerhin ein Stadion, in dem auch schon Nationalliga-A-Spiele gespielt worden sind. Allerdings ist es nicht mehr im besten Zustand. Das Nationalteam gewinnt deutlich vor zahlreichem Publikum mit 9:0 gegen ein zusammengewürfeltes Team aus Österreich. Das erste von der FIFA und dem Schweizer Fussballverband anerkannte Länderspiel wird jedoch erst 1972 in Basel gegen Frankreich ausgetragen und endet 2:2.
Es herrscht eine anfänglich grosse mediale Aufmerksamkeit, der Frauenfussball ist neu und eine Sensation: Das Fernsehen und die Zeitungen berichten mit häufig misogynen Kommentaren und Geringschätzung. Entsprechend nimmt die Begeisterung rasch wieder ab.

Die Sportkleidung bleibt lange männlich dominiert. Bis vor kurzem gab es für Frauen keine spezifischen Fussballschuhe und -hosen — sie mussten einfach Herren- oder Kindergrössen tragen. Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert: Die Trikots und Hosen sind auf Frauen zugeschnitten. Auch beim Schuhwerk machen die Sportartikelhersteller seit rund fünf Jahren langsame Fortschritte in die richtige Richtung.


Um Erfolg zu haben, braucht es jedoch stets neue Spielerinnen, die nachkommen. In einem kleinen Land wie der Schweiz ist das ohnehin keine Selbstverständlichkeit. Es dauert lange, bis der Verband dies erkennt. Die Nachwuchsarbeit wird erst ab der Jahrtausendwende verstärkt. 2004 werden im Verband das Ressort «Mädchen- und Frauenfussball» sowie ein Ausbildungszentrum für Mädchen geschaffen. In den letzten Jahren nimmt die Zahl der fussballspielenden Mädchen und Frauen erfreulicherweise rasant zu. Auch im Generalsekretariat und im Direktorium des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) sind seit 2020 Frauen vertreten. Die Nachwuchsarbeit ist für das A-Team enorm wichtig. Somit kommen immer besser ausgebildete Spielerinnen zum Einsatz. Und mittlerweile ist die Schweiz als Exportnation für junge Spielerinnen bekannt.

Mit der Qualifikation für die EM 2017 sind die Schweizerinnen erstmals auch an einem grossen europäischen Turnier vertreten. Die deutsche Trainerin Martina Voss-Tecklenburg prägt das Team von 2012 bis 2018 sehr erfolgreich. Es spielt an der WM 2015 in Kanada und an der EM 2017 in den Niederlanden, verspielt jedoch die Qualifikation für die WM 2019. Unter dem Dänen Niels Nielsen gelingen dann sowohl die Qualifikation für die EM in England 2022 als auch für die Weltmeisterschaft in Australien ein Jahr später.
Die mediale Sichtbarkeit und die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer des Nationalteams steigen zwar, sind im Vergleich zum Ausland und dem hiesigen Männerfussball aber immer noch bescheiden. Jede Teilnahme an einem internationalen Turnier — sei es auf Juniorinnenstufe oder auf Ebene des A-Teams — wirkt sich förderlich auf die gesamte Entwicklung aus. Mit breiter Unterstützung und wachsenden Publikumszahlen wird die Anerkennung künftig bestimmt steigen. Besonders natürlich an der hiesigen EM, welche hoffentlich vor ausverkauften Rängen stattfinden wird.
Swiss Sports History

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Swiss Sports History, dem Portal zur Schweizer Sportgeschichte, entstanden. Die Plattform bietet schulische Vermittlung sowie Informationen für Medien, Forschende und die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter sportshistory.ch.