
Der exhibitionistische König
Mehrere Reisen führten den niederländischen König Wilhelm III. in die Schweiz. Doch sein Aufenthalt am Genfersee 1875 führte zu Aufruhr, denn der König hatte sich wiederholt nackt gezeigt.


Die amerikanische Violistin Eliza Parker, auch bekannt als Madame Musard, war für viele Jahre Wilhelms Favoritin. Mit ihr reiste er 1868 nach Thun. Koninklijke Verzamelingen / Paris Musées
Balkonszenen und Nacktschwimmen
Bald griff eine Pariser Zeitungsagentur die Geschichte auf, deren Meldung Eingang in verschiedene in- und ausländische Zeitungen fand. Der König sei in Konflikt mit dem Gesetz gekommen, hiess es. Es handle sich um eine Frage «des Anstands und der Kleidung», wobei der König der Ansicht sei, dass er sich beim Baden nicht um die vorbeifahrenden Dampfschiffe oder Züge kümmern müsse. Noch deutlicher wurde die niederländische Zeitung Asmodée: «Graf von Büren scheint es sich zur Gewohnheit gemacht zu haben, täglich im Genfersee in Adamskostüm [...] nackt zu baden. Ja, man behauptet, dass er danach in derselben Aufmachung einige Zeit auf der Terrasse seiner Villa verweilte, sehr zum Ärger der Reisenden […].»
Bei den Behörden versuchte Wilhelm III., sich auf seine Unantastbarkeit als König zu berufen – sein Inkognito wurde ihm hier aber zum Verhängnis. Die Behörden betrachteten ihn als Grafen, sodass die Affäre bis zum Waadtländer Staatsrat weitergereicht wurde. Akten aus den Archives cantonales vaudoises und dem Bundesarchiv lassen darauf schliessen, dass sich auch der Bundesrat und die niederländische Regierung eingeschaltet haben. Der König wollte erst sein Inkognito aufheben lassen, um fortan mit den gebührenden königlichen Ehren und Rücksichten behandelt zu werden. Der niederländische Botschafter wies darauf hin, dass dies delikate Fragen aufwerfen werde. Einen Tag später teilte man von niederländischer Seite dem Bundesrat mit, dass man das Inkognito doch beibehalten wolle.
Schliesslich versandete die Angelegenheit – es gab wohl für beide Seiten nichts zu gewinnen. Zudem wurde im August 1875 das niederländisch-schweizerische Handelsabkommen unterzeichnet, welches die Beteiligten kaum gefährden wollten.
König Gorilla
Auch die Schweizer Behörden hatten ihn verärgert, wie sich nach seiner Rückkehr in die Niederlande zeigte. Bei einem Treffen mit dem Marineminister, der gerade aus einem Krieg in den Kolonien zurückgekehrt war, teilte er mit, dass er im nächsten Frühjahr mit einigen Hundert Marinesoldaten und Geschützen in die Schweiz ziehen werde. Man habe ihn dort «un peu trop familièrement» behandelt, was er bei seiner nächsten Reise ändern wolle. Der Minister empfahl, zu einem späteren Zeitpunkt auf das Thema zurückzukommen – schliesslich käme dies einer Kriegserklärung gleich. Der König sollte nicht mehr auf das Thema zu sprechen kommen.


«Aus dem Leben von König Gorilla» machte die exhibitionistischen Neigungen des Königs weit herum bekannt. Wikimedia / Nationaal Archief
In C[larens] im Hotel R[ichelieu] zeigte er sich nackt wie ein Schwein im Garten, während Damen vorbeikamen. Ein Amerikaner, der mit seiner Frau und seinen Töchtern im selben Ort logierte, drohte ihm, ihn zu verprügeln, wenn er sich nicht anständig anziehen würde, und zeigte ihn bei der Polizei wegen ‹Verstosses gegen die guten Sitten› an.
Viel zerschlagenes Porzellan


