Ein Jahrtau­sen­de altes Geschäft

Geldfälscher gibt es schon so lange, wie es Geld gibt. Bereits Münzen aus dem 7. Jahrhundert vor Christus wurden nachgeahmt. Doch nicht immer standen kriminelle Absichten dahinter.

Christian Weiss

Christian Weiss

Numismatiker und Kurator der historischen Münzsammlung des Schweizerischen Nationalmuseums.

In der frühen Münzprägung entsprach der Wert einer Münze in etwa dem Wert des dafür verwendeten Metalls. Es mag daher nicht überraschen, dass Fälschungen in dieser frühen Zeit vor allem aus billigerem Material hergestellt wurden, beispielsweise aus oberflächlich vergoldeter Bronze anstelle von Gold. Mit der Einführung von sogenannten Scheidemünzen – Münzen mit einem höheren Nenn- als Materialwert – lohnte sich ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. auch das Fälschen von Münzen mit unverändertem Gewicht und Metall. Diese Kriterien reichen also nicht mehr, um eine Fälschung zu entlarven.

Oftmals ist von einer früheren Münzfälschung heute nur noch die «falsche» Münze überliefert ohne weitere Berichte oder Nachweise dazu. Um eine Fälschung vom Original unterscheiden zu können, müssen wir also zuerst wissen, wie die echten Münzen früherer Zeiten ausgesehen haben und wie sie hergestellt wurden. Das Erkennen von Falschgeld setzt daher profunde Kenntnisse der offiziellen Münzprägung jener Zeit voraus. Dabei können sowohl stilistische Abweichungen als auch technische Unterschiede helfen, Fälschungen zu erkennen.

Der keltische Remer-Quinar wurde aus einem versilberten Bronzerohling statt aus massivem Silber hergestellt. Heute scheint an einigen Stellen das korrodierte Kupfer grün zwischen der Silberschicht durch.
Schweizerisches Nationalmuseum

Imitiert ist nicht gleich gefälscht

Doch selbst wenn eine Nachahmung als solches erkannt wurde: Nicht jede Imitation einer offiziellen Münze ist auch eine Fälschung, denn einer Fälschung liegt in der Regel eine Täuschungsabsicht zugrunde, mit dem Ziel, sich einen illegalen Vorteil zu verschaffen. Sind die Unterschiede zum Vorbild auch für Laien auf den ersten Blick zu erkennen, kann kaum von Täuschungsabsicht gesprochen werden. Oftmals haben solche vermeintlich «schlechten Fälschungen» andere Hintergründe: So wurde in römischer Zeit nördlich der Alpen wiederholt mittels lokal hergestellter Imitationen auf vorübergehenden Kleingeldmangel reagiert.

Aber selbst ein Gewinn aus einer erfolgreichen Täuschung muss nicht zwingend den Tatbestand einer Fälschung erfüllen. Es gibt nämlich schon seit der Antike immer wieder Fälle, in denen eine Münzherrschaft seine eigenen Münzen «fälschte»: So soll schon der samische Tyrann Polykrates um ca. 525 v. Chr. den Spartanern vergoldete Bleimünzen aus der eigenen Münzstätte als Tributzahlung untergejubelt haben. Auch Athen scheint gegen Ende der Peloponnesischen Kriege aus Silbermangel versilberte Kupfermünzen anstelle von Vollsilbermünzen hergestellt zu haben.

Beckersche Fälschung einer syrakusanischen Dekadrachme des Stempelschneiders der Zeit um 400 v. Chr. Die Prägestempel dazu wurden vermutlich im September 1829 hergestellt.
Schweizerisches Nationalmuseum

Fälschungen für Sammler

Ein vergleichsweise jüngeres Phänomen stellen die Sammlerfälschungen dar. Im Gegensatz zu zeitgenössischen Fälschungen, die – sofern unerkannt – als Zahlungsmittel in Umlauf kamen, versteht man unter Sammlerfälschungen solche, die auf eine Täuschung von Münzsammlern abzielen. Gefälscht werden dabei historische Münzen, die oftmals einen sehr hohen Sammlerwert besitzen. Oftmals verfügen Fälscher von Sammlermünzen über ein numismatisches Expertenwissen, das auf dem aktuellen Forschungsstand basiert. Daher kommt es immer wieder vor, dass gute Fälschungen erst zu einem späteren Zeitpunkt entlarvt werden, wenn sich der Forschungsstand zum entsprechenden historischen Münztyp erweitert hat. So fälschte z. B. Carl Wilhelm Becker (1772–1830) antike sizilische Münzen in für seine Zeit bemerkenswert gutem Stil (Abb. 2). Damals scheinen jedoch die technischen Eigenheiten der sizilischen Grosssilberprägung noch zu wenig beachtet worden zu sein. Daher prägte Becker seine syrakusanischen Dekadrachmen auf Schrötlingen (Münzrohlingen) mit relativ gleichmässigem Rand, während die echten dieser Dekadrachmen aufgrund der Herstellung in einer zweischaligen Form jeweils an zwei sich gegenüberstehenden Randstellen die Reste der Schrötling-Gussnaht tragen (vgl. z.B. das Original im Münzkabinett Berlin).

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