Patrizia Laeri. Foto: SRF/Oscar Alessio

Im Museum mit Patrizia Laeri

SRF-Moderatorin Patrizia Laeri geniesst abgründige wie auch vergnügte Museumsmomente.

Schweizerisches Nationalmuseum

Schweizerisches Nationalmuseum

Das meistbesuchte kulturhistorische Museum der Schweiz.

Frau Laeri, Sie moderieren «SRF Börse» und «ECO», bleibt Ihnen da Zeit für Museen?

Patrizia Laeri: Ich verbringe fast jede freie Sekunde mit meinen Kindern in Museen. Das sind die besten Spielplätze der Welt. Ich bin Stammgast im Dinosaurier- und Indianermuseum, im Landesmuseum, im Zoologischen Museum, im Technorama, im Verkehrshaus, aber auch im Kunsthaus Zürich, einem der kinderfreundlichsten Plätze der Stadt – nur weiss dies zum Glück niemand. Kinderaugen lassen einen Museen neu erleben.

Haben Sie ein Lieblingsmuseum?

Und wie. Das Museum für moderne Kunst Reina Sofia in Madrid. Es war Liebe auf den ersten Blick: Picasso, Dalí, Miró ... Ich hab mich in dieses Museum verliebt, als ich ein halbes Jahr für mein Ökonomiestudium in Madrid war. Der Kopf (und die Eltern) sagte: Du musst die Welt und ihr Geld verstehen. Aber das Herz wollte die Welt erfühlen und Kunst studieren. Ich habe stundenlang vor Picassos Guernica verbracht. Wie fasst man eine dunkle, verstörende Welt in ein Bild? So. Ein Werk aktueller denn je.

Sowohl Fernsehen wie auch Museen haben einen Informations- und Unterhaltungsanspruch. Sehen Sie Schnittstellen?

Eine gute Idee. Es wäre höchste Zeit für ein Radio- und Fernsehmuseum in der Schweiz. In der Tat mag ich Videokunst und assoziative Montagen wie jene von Pipilotti Rist. Ich mag Infotainment in der Kunst. Der britische Aktions- und Graffitikünstler Banksy ist politisch provokativ, macht auf Probleme und Missstände aufmerksam, sensibilisiert, wirft Fragen auf, so wie guter TV-News-Journalismus auch.

Was würden Sie in einem Museum zeigen?

Als Wirtschaftsjournalistin und –moderatorin freue ich mich, dass im Juni das erste Schweizer Finanzmuseum seine Pforten öffnet. Ich erhoffe mir eine kritische Auseinandersetzung mit der Börse, Gier, Herdentrieb und Spekulationsblasen, aber auch mit der Macht des Geldes, den Mechanismen des Finanzplatzes und des Zahlungsverkehrs. Ich bin neugierig und geehrt, da ich selber im Museum vorkomme – zum Glück nicht im Dinosaurier-Museum – und meine Sicht auf die Börse per Video kommuniziere.

Gibt es Museumsmomente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Ich mag neben dunklen, abgründigen Museumsmomenten auch die vergnügten – wie jene mit dem Schweizer Künstlerduo Fischli/ Weiss im Kunsthaus. Sie gestalten nicht nur visuell Kunst, sondern auch auf der Textebene und werfen die skurrilsten Fragen auf. Für Journalisten Anregung und Leckerbissen, denn die Fragerei ist ja unser Beruf. Und sollte es nicht Ziel eines jeden Museums sein, dass der Mensch reinkommt und danach wie ein neuer Mensch entschwebt?

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