Der Turmbau zu Babel in der Weltchronik von Rudolf von Ems (1200–1254), um 1340/50 (Ausschnitt).
Der Turmbau zu Babel in der Weltchronik von Rudolf von Ems (1200–1254), um 1340/50 (Ausschnitt). Zentralbibliothek Zürich

Lob der Arbeit

Zum Tag der Arbeit wird das Lob der Arbeit gesungen. Die Anerkennung gilt den Arbeitenden, zugleich den Chronisten, Kunstschaffenden, Fotografen. Ihre Bildquellen zeigen Menschen bei ihrer Arbeit im Lauf der Zeit.

Kurt Messmer

Kurt Messmer

Kurt Messmer ist Historiker mit Schwerpunkt Geschichte im öffentlichen Raum.

Arbeiten wir, um zu leben? Oder leben wir, um zu arbeiten? Auf diese Fragen gibt es viele richtige und zwei falsche Antworten: Nein und Ja. Für die einen ist Arbeit Überlebenskampf, für die andern Lebenselixier. Dazwischen Mixturen, so vielfältig wie das Leben. Zehn historische Proben aufs Exempel.

1. Feldar­beit

Der Mensch muss essen. Brot. Dazu erforderlich: Pflug, Sichel, Mühle, Ofen. So elementar wie selbstverständlich. Allerdings vergehen vom Hakenpflug der ersten Bauern bis zur epochalen Technik des Räderpflugs rund 10’000 Jahre. Die Auswirkungen bahnbrechend: Räderpflug und Dreifelderwirtschaft erbringen im Hochmittelalter höhere Erträge, die Bevölkerungszahl steigt.
Sachsenspiegel, um 1230
Sachsenspiegel, um 1230
Der Räderpflug, ein Durchbruch der Agrartechnik: vorn das hölzerne Rädergestell, dahinter das Pflugmesser aus Eisen, das den Boden senkrecht aufschneidet und zusammen mit dem eisernen Streichbrett ganze Schollen nach oben drückt und umdreht, günstig für Nährstoffe und Aussaat. Geerntet wird mit der Sichel, gemahlen in der Mühle, angetrieben vom Wasserrad. Sachsenspiegel, um 1230. Universitätsbibliothek Heidelberg

2. Schreib­ar­beit

Brot ist nötig, Kunst nicht, weil nicht essbar. Wer das so sieht, hat den Blick noch nie auf jene Elfenbeinplatte gerichtet, die seit dem 10. Jahrhundert einen Buchdeckel schmückt. Das prachtvolle Relief gehört damals kompositorisch und handwerklich zu den bedeutendsten Werken seiner Art. Macht nicht satt, wärmt aber das Herz und erquickt den Geist.
Der heilige Gregor mit drei Schreibern, Elfenbeinplatte, 20.5 auf 12.5 cm, Ende 10. Jahrhundert
Der heilige Gregor mit drei Schreibern, Elfenbeinplatte, 20.5 auf 12.5 cm, Ende 10. Jahrhundert. Gregors prächtiger Palast mit dem turmbewehrten doppelten Mauerring steht im krassen Gegensatz zur engen, niederen Schreibstube. Kleine tragen auch hier einen Grossen. Kunsthistorisches Museum Wien
Im Zentrum der heilige Gregor, berühmter Papst um 600 und einer der vier Kirchenväter. Über ein dickes Buch gebeugt, ist seine Körperhaltung ein einziges Indiz für die Hingabe an seine Arbeit. Mehr Konzentration geht nicht. Gregor lauscht dem Heiligen Geist, der in Gestalt einer Taube auf seiner rechten Schulter sitzt. Getreu hält er fest, was sie ihm eingibt. Wie wertvoll jedes Wort ist, ermisst sich auch an der Pracht des Sessels und des Schreibpults, beides Prunkstücke. Der Heilige Geist konzentriert sich auf Gregor. Der Gemeinschaftsgeist lässt sich derweil bei den drei Kopisten nieder. Beseelt von ihrem Auftrag, arbeiten die famosen Gefährten in ihrem Kabäuschen, was das Zeug hält. Das Horn mit Tinte macht die Runde. Trotz Platznot und Bienenfleiss ein Hauch von Gemütlichkeit. Hinreissend.

3. Bauarbeit

In Babylon will man seinerzeit hoch hinaus, wie Rudolf von Ems um 1250 festhält. In seiner Weltchronik gehen die Bauarbeiten flott voran. Die babylonische Sprachverwirrung hat das ambitionierte Bauvorhaben noch nicht gestoppt. Weder SUVA-Vorschriften noch Schwerkraft gelten, und der Künstler kümmert sich auch nicht um die Perspektive, wie sich beim Gerüst über dem rundbogigen Eingang zeigt.
Turmbau zu Babel, 1340/50
Rudolf von Ems (1200–1254) verfasst die erste deutschsprachige Weltchronik, kann aber nur vier der sechs «Weltalter» vollenden. Hier der Turmbau zu Babel aus einer Ausgabe um 1340/50. Als Vorlage dient der damalige Bau eines Wohnturms. Zentralbibliothek Zürich
Unten rechts der adlige Bauherr. Wer im Hermelinmantel auftritt, ist nicht zum Arbeiten hergekommen. Stab und Hand senden Befehle, die der blau gekleidete Baumeister im Zentrum respektvoll aufnimmt. Im Vordergrund ein Steinmetz mit einer schützenden Kapuze, daneben sein Vorarbeiter, der auf einem einbeinigen Sitz die behauenen Steine mit dem Winkel prüft. Die Quader werden mit Steinschere und Haken hochgezogen. Gehilfen tragen den Mörtel in Bottichen über eine Leiter auf den Turm, wo zwei Maurer mit Kellen am Werk sind. Bauhütte und Kalkgrube fallen buchstäblich aus dem Rahmen.
Rudolf von Ems, Weltchronik, Details.
Rudolf von Ems, Weltchronik, Details. Zentralbibliothek Zürich
Die beiden Kräne verfügen über Ausleger mit je zwei Umlenkrollen. Angetrieben werden sie von Treträdern. Der Arbeiter im rechten Tretrad hält sich mit einer Hand am Mast fest. Sein Kopf ragt oben rechts aus dem Rad. Von seinem Kollegen im linken Rad sind fast nur die beiden Hände erkennbar. «Und die einen sind im Dunkeln. Und die andern sind im Licht, und man siehet die im Lichte, die im Tretrad sieht man nicht.»

4. «Martine, lieber Herre min, nun schenk uns nur gar dapfer in!»

Gesicht, Frisur, Gestalt, Körperhaltung, Kleidung, Schuhe – ein Wirt hat die Eleganz gepachtet. Die lockere Präsentation des Buckelglases mit bloss drei Fingern: zirkusreif. Das Glas, formal typisch für jene Zeit, ist wichtiger, deshalb grösser als der Zinnkrug, den der Wirt in der anderen Hand hält. Die riesigen Schlüssel zum Keller deuten an, wie wertvoll das Weinlager ist. Der Dolch liefert einen wichtigen Hinweis, obwohl nur sein Knauf zu sehen ist. Im Spätmittelalter müssen die Gäste beim Betreten eines Gasthauses Messer und Waffen abgeben. Aufgebrachte Zecher sollen sich im Streit kein Leid antun. Nur der Wirt trägt den Dolch auf sich. In seiner Gaststube hat er das Gewaltmonopol.
Schachzabelbuch von Konrad von Ammenhausen (um 1320)
Der Wirt. Schachzabelbuch von Konrad von Ammenhausen (um 1320); ein Buch über das Schachspiel, mit Illustrationen. Ausgabe Luzern (?), 1420er-Jahre. Stadtbibliothek Zofingen
Sind wir im Garten des Wirts? Im «Krug zum grünen Kranze»? Zu beiden Seiten reiches Rankendekor, eine Huldigung an die Natur, und die Natur wiederum huldigt der eleganten Gestalt des Wirts, zauberhaft. Der Maler kommt mit vier Farben aus: die Umrisse schwarz, dazu rot, goldgelb und grün. In der Beschränkung zeigt sich der Meister.

5. Teamar­beit

Vor dem Konzil, 1414, leben in Konstanz 6000 Menschen. Während der Kirchenversammlung sind es rund 60‘000. In die Stadt kommen 33 Kardinäle, 346 Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, dazu 2148 weltliche Doktoren sowie 546 Vorsteher und Angehörige von Mönchsorden, unzählige Begleiter, auch Frauen, ferner Wagen, Gepäck, Pferde. Die Stadt steht Kopf.
Chronik des Konzils von Konstanz 1414–1418
Brotkurier, Prototyp, Anfang 15. Jahrhundert: Logistik, Produktion, Distribution und Marketing spielen zusammen. Ulrich von Richental (1360–1437): Chronik des Konzils von Konstanz 1414–1418, eine der bedeutendsten Quellen des Konzils, hier in einer Ausgabe von 1483 aus Augsburg. Universitätsbibliothek Heidelberg
Gute Geschäfte stehen in Aussicht. Das bedeutet: die andern wittern sie auch. Also muss man besser sein, schlauer, schneller: die Geburtsstunde des Brotkuriers Modell «Konstanz». Ein eingespieltes Viererteam zwängt sich durch die Gassen der Stadt. Zwei Mann, der eine vorn, der andere hinten, lenken einen einachsigen Handkarren. Die Wendigkeit optimal, die Balance perfekt. Das kommt zupass, denn die beiden führen einen Backofen mit, in Vollbetrieb, wie die wild züngelnden Flammen andeuten. Eben ist die Bäckerin daran, die noch warmen Brote aus dem Ofen zu ziehen. Der Vierte im Bunde verkauft sie umgehend vor einem Gasthaus, wo auch Brezeln zu haben sind. Nur etwas ist besser als Arbeit: Zusammenarbeit.

6. «Im düstern Auge keine Träne. Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne.»

Schroffer Wechsel von Ort, Zeit, Szene: Schlesien, 4. Juni 1844, Weberaufstand. Fabriken mit mechanischen Webstühlen werden für die Heimarbeiter zur Bedrohung. Noch längere Arbeitstage, noch grösseres Elend, noch mehr ausgebeutete Kinder? Auf zum Protestmarsch! Die verzweifelten Weber demolieren, plündern, pressen einigen Fabrikanten etwas Geld ab. Nach zwei Tagen marschiert preussisches Militär ein und erstickt den Aufstand blutig.
Käthe Kollwitz (1867–1945): Weberzug
Käthe Kollwitz (1867–1945): Weberzug, Blatt 4 aus dem Zyklus «Ein Weberaufstand», 1893–1897. Den Anstoss zu diesem Werk gibt das Drama «Die Weber» von Gerhart Hauptmann (1862–1946). Vielleicht identifiziert sich Käthe Kollwitz mit der Frau, die im Vordergrund ihr schlafendes Kind auf dem Rücken mitträgt. Käthe Kollwitz Museum Köln
Pickel und Äxte, zwei Männer ballen die Faust. Hinten reckt sich drohend ein Arm. Doch der Kampf ist verloren, bevor er begonnen hat. Der dunkle Horizont deutet an, dass Arbeit und Leben schwer auf diesen Menschen lasten. Nur wenige haben noch die Kraft für ein kämpferisches Lied. Die Kleider dunkel, die Gesichter und Körper ausgezehrt, die Haltung gebeugt, der Zug dumpf und trostlos. Was wollen diese Elenden ausrichten, wenn demnächst Soldaten auf sie schiessen? – Fluch der Arbeit? Nein, Fluch der Unmenschlichkeit.

7. Diszipli­nie­rung im Fabriksaal

Doch, doch, da wird gearbeitet, das ist eine Fabrik. Im Vordergrund drei grosse Beigen Papier, links noch unverpackt, rechts versandbereit. Die jungen Frauen haben das Papier abzuzählen und riesweise zu verpacken. Ein «Ries» umfasst 480 Bogen Schreibpapier. Das Dutzend als Einheit. Grosse Fenster und zahlreiche Lampen sorgen für viel Licht. Auch kleinste Fehler des Papiers sollen erkennbar werden. Der Boden sauber, wie gewohnt, nicht erst gereinigt für dieses Bild.
Sortiersaal einer Papierfabrik, um 1900.
Sortiersaal einer Papierfabrik, um 1900. Damals arbeiten in der Papierbranche rund 40 Prozent Frauen. Gut die Hälfte von ihnen ist noch nicht 18 Jahre alt. – Gusseiserne Säulen mit einem kelchförmigen Abschluss stützen die Trag- und Zugbalken und gliedern den Raum. Aus Funktion wird Ästhetik. Archiv Papierfabrik Perlen LU
Wer damals fotografiert wird, muss stillhalten. Das hat seinen Preis: Die Szene wirkt gestellt, das Personal erstarrt. Im Vordergrund eine einzige Frau mit der Anweisung, sich der Kamera zuzuwenden. Dass sie nicht lächelt, hängt auch damit zusammen, dass sich ein Lächeln nicht genügend lang halten lässt. Die gespenstische Atmosphäre in diesem Fabriksaal ist aber nicht allein eine Frage der Fototechnik. Die Arbeiterinnen erscheinen unpersönlich, isoliert, haben bei der Arbeit vielleicht zu schweigen. Die Haare aufgesteckt, die Kleider zum Verwechseln ähnlich: je bis zum Hals geschlossen, Göller, lange Ärmel, bodenlange Röcke. Die einzelne Arbeiterin soll aussehen wie alle andern, sich einreihen, ihr Soll erfüllen. Das geht nicht ohne Mann. Rechts an der Wand steht er, dunkel gekleidet, etwas Bauch, Uhrenkette. Die Fotoaufnahme gilt jedoch nicht ihm, sondern der «Belegschaft». Ob draussen das Leben abgehalten wird?

8. Zwei Seiten derselben Medaille

Die glänzende Seite: Vor dem Ersten Weltkrieg erlebt das ländlich-bäuerliche Hochdorf im Luzerner Seetal ein «Wirtschaftswunder». Betriebe schiessen wie Pilze aus dem Boden. Seit 1883 dampft die Seetalbahn durch das «Lake Valley». In bloss zehn Jahren verdoppelt sich die Einwohnerzahl auf 3000. Das Kaufhaus heisst «Au Louvre»; das neue Schauspielhaus, die «Pelzmühle», hat 1300 Sitzplätze. In diesem Umfeld wird in Hochdorf 1898 eine neue Ziegelei gebaut. Der imposante Neubau dient als perfekter Hintergrund für die feierlich selbstbewusste Präsentation von Mitarbeitenden und Produkten. Bis ins Letzte inszeniert, erhalten mehr als hundert Angestellte je ihren bestimmten Platz. Zuvorderst sitzen junge Arbeiter am Boden, andere leicht erhöht, damit sie gut sichtbar sind und trotzdem die oberen nicht verdecken. Auf den besten Plätzen die Geschäftsleitung, der Patron mit Stehkragen, aber auch die anderen Mitglieder unverkennbar: weisses Hemd, Krawatte, Hut, ernstes Gesicht. Dahinter, wie Ehrendamen, eine Reihe Arbeiterinnen. Nochmals weisse Hemden und Hüte, sofern vorhanden. Abgetreppt geht es weiter hinauf, nun ohne Krawatten. Am rechten Rand wird ein Karren zum Podest. In der obersten Reihe die Arbeiter aus der nahen Lehmgrube mit ihren blankgeputzten Schaufeln und Spaten. Verhaltener Stolz auf ihren unersetzlichen Beitrag zum Ganzen: ohne Lehm keine Ziegel.
Belegschaft der Ziegelei Hochdorf, um 1905
Belegschaft der Ziegelei Hochdorf, um 1905. Lob der Arbeit, zugleich werden sämtliche Produkte des Betriebs präsentiert, so etwa «Falzziegel in allen courranten Modellen», «Strangfalz-, Hohlstrangfalz- und gewöhnliche Dachziegel in Halbrund-, Spitz- und gotischem Schnitt». Sammlung Ziegelei Hochdorf AG
Die weniger glänzende Seite: Im Mai 1906 treten 70 Ziegeleiarbeiter in den Streik. Sie haben das «Wirtschaftswunder» ermöglicht und fordern ihren Anteil. Die Sommerarbeitszeit soll von 11 auf 10 Stunden gesenkt werden. Abgeschmettert. Noch im gleichen Jahr verweigern 70 Italiener die Arbeit. Sie klagen über schlechte Behandlung durch ihre Vorgesetzten. Das Arbeitsklima ist explosiv. Das hängt auch damit zusammen, dass die Ziegelei neuerdings Frauen einstellt – für Männerarbeit, aber zu kleinerem Lohn.

9. «Das ist unser Werk!»

So sieht eine Siegermannschaft aus. Die Arbeiter feiern Aufrichte. Auf dem Kreuzfirst der Kirche prangt ein festlich geschmücktes Bäumchen. Jubelnd schwenkt ein Arbeiter auf dem Langhaus seinen Hut. Einige leisten ihm auf dem Gipfel Gesellschaft, andere haben sich auf dem Dach verteilt, dazu auf dem Gerüst des kleinen Rundturms, vorn neben dem Hauptportal.
Aufrichtefeier, die erste Etappe ist gewonnen. Pfarrkirche Gerliswil, Emmen LU, 1913.
Aufrichtefeier, die erste Etappe ist gewonnen. Pfarrkirche Gerliswil, Emmen LU, 1913. Staatsarchiv St. Gallen
Die Arbeiter sind sich bewusst, dass der monumentale Bau ihr Werk ist, auch wenn ihre Namen später in der Festschrift fehlen. Das gilt auch für den Karrer im Vordergrund. Mit seinem Zweispänner führt er Steine zum Bauplatz. Bescheiden und selbstbewusst zugleich steht er da. Auf dem Vorplatz daneben, leicht abgesetzt, hat der Architekt Aufstellung genommen, Adolf Gaudy (1872–1956), ein Meister seines Fachs, links vermutlich der Baumeister, rechts ein Vertreter der Bauherrschaft. Gaudy trägt einen weissen Überzieher, damit sein schwarzer Anzug beim Inspizieren des Baus nicht schmutzig wird. Was ihm wohl durch den Kopf geht? Vielleicht ist er dankbar, dass es keine schlimmen Unfälle gab. Todesopfer waren hier keine zu beklagen. Bei einem anderen Kirchenbau Gaudys kurz zuvor, in Romanshorn, verunglückten drei Arbeiter tödlich. Nicht die ganze Siegermannschaft kam ins Ziel.

10. Was ist Arbeit? Was ist das Leben?

Die junge Frau gehört zu den «Namenlosen» der Geschichte. Wobei: auch sie hat einen Namen. «Maria» vielleicht, wie die Mutter Gottes. Die Frau könnte aus der Provinz Belluno nördlich von Venedig stammen, mit typischer Familiengeschichte. Die Suche nach Arbeit treibt ihre Brüder und Schwestern in die ganze Welt. Sie selbst wählt die Schweiz, findet in den 1930er-Jahren eine Stelle in der Textilfabrik Viscose in Emmen. Hier wohnt sie im fabrikeigenen «Mädchenheim», gleich nebenan, behütet, kontrolliert und zum Beten angehalten von Klosterfrauen. Ihr bisheriges Leben verdichtet sich im Ausdruck ihres Gesichts, im Blick ihrer Augen. Eine Spur Wehmut, eine Spur Trotz? Skeptisch, zugleich selbstgewiss? Verletzlich, doch voll innerer Kraft?
Standbild aus dem Personal-Film «Die Viscösler»
Im Zeichen nachträglicher Solidarität: Standbild aus dem Personal-Film «Die Viscösler», 1937. – Lob des Lebens? Lob der Arbeit? Das Leben als eine einzige grosse Frage? Staatsarchiv Luzern

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