Heilige – Retter in der Not
Es gibt Momente, da kann man nur noch auf ein Wunder hoffen. Zum Glück gibt es zahlreiche Heilige, an die man sich in solchen Situationen wenden kann.
In Bergnot geraten? Handy zücken und die Rega kommt. Autopanne auf der Reise? Eine Whats- App-Nachricht an die Versicherung genügt. Von einem Unwetter überrascht? Ein Anruf und schon kommt ein Taxi. In der hochentwickelten Gesellschaft von heute helfen Mobiltelefone in fast allen Lagen. Wir haben uns so an die kleinen technischen Helfer gewöhnt, dass wir manchmal glauben, wir seien fast unverletzlich.
Im Mittelalter hatten Ereignisse wie ein Unwetter oder eine Krankheit für die Menschen eine andere Dimension als heute. Damals existierten weder moderne Telekommunikationsmittel noch ein 24-Stunden-Notfalldienst, der sich um Verletzte und Kranke kümmerte. Man war einfach seinem Schicksal überlassen und konnte eigentlich nur beten. Am besten zu einem Heiligen, der für diesen Fall thematisch zuständig war. Die Kirche hatte früh begonnen, den Heiligenkult in geordnete Bahnen zu lenken und organisierte die Spezialisierung der verschiedenen Schutzpatrone. Diese Aufgabenteilung hat bis heute Gültigkeit. Mit dem Wandel der Zeit haben die Heiligen ausserdem immer wieder neue Aufgabengebiete erhalten.
Heilige für alle Fälle
Es gibt Heilige und Schutzpatrone für fast alle Fälle. Zum Beispiel den Heiligen Christophorus. Er ist Patron der Reisenden, Pilger und Brückenbauer. Und der Autofahrer. Bis heute gibt es katholische Wagenlenker, die eine Christophorus-Plakette in ihrem Auto haben, um sich vor Unfällen zu schützen. Sogar die deutsche Edelmarke Porsche setzt auf den Namen des Heiligen und nennt ihr Kundenmagazin Christophorus. Die Legende besagt, dass der riesige Mann ein Kind über einen reissenden Fluss getragen hat und dabei fast ertrunken ist. Am Ufer offenbarte sich das Kind als Christus und taufte den Riesen auf den Namen Christophorus, Christusträger. Der Heilige schützt jedoch nicht nur auf Reisen und auf der Strasse, sondern soll auch vor dem plötzlichen Tod bewahren. Deshalb wurde sein Bildnis an vielen Gebäuden angebracht. Ein Blick darauf genügte und man war sicher, nicht von einer Minute auf die andere zu sterben.
Ebenfalls als Heilige wird Barbara verehrt. Sie soll im dritten Jahrhundert in der Gegend der heutigen Türkei gelebt haben und wollte nicht heiraten. Stattdessen hatte sie es sich in den Kopf gesetzt, ihr Leben Christus zu widmen. Das gefiel ihrem Vater, der kein Christ war, überhaupt nicht. Er liess sie in einen Turm sperren und folterte sie. Doch die junge Frau blieb standhaft bei ihrem Glauben, selbst als der grausame Vater sie eigenhändig enthauptete. Barbara gilt als Schutzpatronin aller leidenden Menschen und wird auch heute noch von vielen Berufsgruppen verehrt. Sie schützt beispielsweise die Bergleute und hat in vielen Untertagbauten einen Altar. So auch im 2016 eröffneten Gotthard-Basistunnel. Der Legende nach hatte sich Barbara auf der Flucht vor ihrem bösartigen Vater in einer sich ihr öffnenden Felsspalte versteckt. Weil ein Hirte sie jedoch verriet, gelang es ihr nicht, zu entkommen.
Victor Maurus wird von Gefangenen und Vertriebenen angerufen, Martin kümmert sich um Arme und Reiter, Katharina hält ihre schützende Hand über Wissbegierige, Universitäten, Bibliotheken und Buchdruckereien, und Verena steht Müllern, Schiffern und Fischern bei. Die Zahl der Heiligen ist schier unerschöpflich und ihre Geschichten sind spannend wie Krimis. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja bald einen Heiligen für Mobiltelefonie.
Heilige – Retter in der Not
Forum Schweizer Geschichte Schwyz
03.11.18 - 10.03.19
In einer grossen Wechselausstellung präsentiert das Forum Schweizer Geschichte Schwyz zahlreiche Heiligenfiguren und erzählt ihre spannenden Geschichten. Heilige sind mehr als eine Legende, sie geben gläubigen Menschen auf der ganzen Welt auch heute noch Hoffnung und spielen in katholischen Gebieten und in der Ostkirche nach wie vor eine grosse Rolle.