
Der zornige Garibaldiner
Wie der Tessiner Söldner Natale Imperatori (1830–1909) als Rothemd für die Einigung Italiens kämpfte und einen Anschlag auf Kaiser Napoleon III verüben wollte.
Als feindliche Trompeten erklangen, soll einer der freiwilligen Rothemden, ein ehemaliger bourbonischer Söldner, den General auf die Bedeutung dieses Signals aufmerksam gemacht haben. «Aber woher wissen Sie das?», fragte Garibaldi. «Falls ich nach der Schlacht noch am Leben bin, werde ich es Ihnen erklären», antwortete der Soldat. Der General vertraute dem Unbekannten und rief mit erhobenem Säbel sofort zum Gegenangriff: «Lasst uns hier für Italien kämpfen oder sterben!»
Als glühender Verfechter der italienischen Sache konnte Natale Imperatori die Kehrtwende Napoleons III. nicht hinnehmen, der zunächst den Unabhängigkeitskampf des Landes unterstützt, sich dann aber in Villafranca mit Österreich verbündet und so sein Versprechen, Italien zu vereinen, gebrochen hatte. Garibaldi wurde 1862 beim Versuch, den Kirchenstaat zu besetzen, unter dem Druck des französischen Kaisers von der königlich italienischen Armee verhaftet. Der Held war in diesem Bruderkrieg verwundet worden und eine Welle der Empörung erfasste die ganze Halbinsel.
Doch die französische Gendarmerie liess die Verdächtigen überwachen, nachdem Trabucco an der Grenze erkannt worden war. Am 3. Januar 1864 verschaffte sich die Polizei Zutritt zu ihren Zimmern im Hôtel de Naples, wo die Männer abgestiegen waren. Alle vier wurden verhaftet. Es stellte sich schon bald heraus, dass Pasquale Greco ein Spion der Polizei war und seine Komplizen verraten hatte. Imperatori wurde am 26. Februar 1864 zu 20 Jahren Haft verurteilt und nach Neukaledonien in eine Strafkolonie gebracht. Er verbrachte jedoch nur sechs Jahre hinter Gittern: Nach der Ausrufung der Republik am 4. September 1870 wurde er begnadigt und freigelassen.
Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.


