
Lieber ohne Kopf…
Am 9. Juni 1712 verlor Christoph Lieber seinen Kopf. Der katholische Klostervogt war mit ein Grund, warum der Konflikt zwischen den eidgenössischen Konfessionen Anfang des 18. Jahrhunderts wieder ausbrach.
Begonnen hatte der Konflikt, der Lieber schliesslich den Kopf kosten sollte, bereits zwei Jahrhunderte früher. Nach dem Zweiten Kappeler Krieg, in welchem die Reformierten 1531 vernichtend geschlagen wurden, schien sich in der Alten Eidgenossenschaft ein fragiles Gleichgewicht zwischen den Konfessionen zu bilden. Doch die Reformierten wurden mit den Jahren und Jahrzehnten immer stärker. Wirtschaftlich und militärisch. Und mit dieser wachsenden Macht kamen auch die Rachefantasien für die Schmach von 1531 wieder auf. Diese Fantasien wurden zusätzlich von einer massiven Verschärfung der Konfessionskonflikte im 17. Jahrhundert genährt.

An einem «kleinen Strassenprojekt» in einer Toggenburger Gemeinde entzündete sich ein überregionaler Konfessionskonflikt, der erst Jahre später sein Ende fand und die Eidgenossenschaft verändern sollte.

Im April 1712 besetzten reformierte Truppen die Klöster Magdenau und Neu St. Johann und nahmen Christoph Lieber gefangen.

Es kam, wie es kommen musste: Im Mai 1712 standen sich im heutigen Aargau reformierten und katholische Truppen gegenüber. Im Zweiten Villmerger-Krieg wurde das Heer der inneren Orte vernichtend geschlagen. Auf Druck diverser neutraler Orte wie Basel, Glarus oder Solothurn begannen im Juni Friedensverhandlungen in Aarau. Am 11. August 1712 wurde in Aarau schliesslich der Vierte Landfrieden geschlossen.

Der Vierte Landfrieden von Aarau verschob das Kräfteverhältnis zwischen Katholiken und Refomierten allerdings zugunsten von Letzteren. Hätte das der Klostervogt aus dem Toggenburg noch wissen wollen? Lieber nicht...