
Der erste Starkoch der Geschichte
Maestro Martino zog aus einem Tessiner Bergdorf aus und wurde zum ersten Starkoch der Geschichte. Im 15. Jahrhundert eroberte er die Küchen der Mächtigen und Reichen und gehört zu den Mitbegründern der italienischen Küche!
Etwa so würde die Geschichte von Maestro Martino als Märchen klingen. Nur, dass es kein Märchen ist, sondern eine wahre Geschichte...
Mitte des 15. Jahrhunderts zog Martino nach Mailand. In der Stadt waren die Chancen auf ein besseres Leben grösser als in einem verlassenen Bergtal. Viel grösser, wie sich bald herausstellen sollte. Der Tessiner fand Arbeit in der Hofküche der Herzogfamilie Sforza, welche über Mailand herrschte. Die Sforzas fanden schnell Gefallen an Martinos Gerichten und machten ihn zu ihrem Chefkoch. Doch die Talente des Tessiner Gastronomen blieben auch anderen nicht verborgen. Besonders angetan war Kardinal Ludovico Trevisan. Der päpstliche Berater gehörte zu den mächtigsten Männern des Vatikans und nahm Martino mit nach Rom.
Mit seinem eigenen Kochbuch «Libro de arte coquinaria», das im selben Zeitraum entstand, wäre er vielleicht ebenfalls bekannt geworden. Allerdings nicht in diesem Ausmass, denn sein Werk war nicht in Latein, sondern in der «vulgären» Umgangssprache abgefasst. Platinà und Martino ergänzten sich also perfekt. Der eine ein theoretisch veranlagte Gelehrte, der andere ein praktisch denkender und handelnder Spitzenkoch.


Sicher hingegen ist, dass Maestro Martino nicht aus Como stammt, wie teilweise bis heute behauptet wird. Dieser Irrtum stammt wohl aus der Feder seines Freundes Platinà. Der hatte ihn als «Comense», als Person aus Como, bezeichnet. Vielleicht, um seine Leserschaft, die das Bleniotal kaum gekannt hatte, nicht zu überfordern. Vielleicht auch, weil er selbst Grumo und Como verwechselt hatte. Einmal in die Welt gesetzt, liess sich dieses «Märchen» fast nicht mehr aus der Welt schaffen.
Trotzdem: Der erste europäische Spitzenkoch stammt aus dem Tessin. Aus Grumo im Bleniotal!


