
Die erste Schweizer Ski-Weltmeisterin
Rösli Streiff gewann 1932 bei den zweiten alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d'Ampezzo die Titel in Slalom und Kombination. Ein Blick auf das Leben der Glarner Skipionierin und die Anfänge des Frauenskirennsports.


Wie alle Skirennfahrerinnen war sie jedoch als Amateurin die meiste Zeit im Büro der elterlichen Bleicherei anzutreffen, nicht auf der Skipiste. Bei den Männern hingegen waren die besten Fahrer oft Skilehrer. Beim Verband machten sich gewisse Verantwortliche Sorgen, dass bei internationalen Wettkämpfen die Schweizer Dominanz der Männer von den Frauen getrübt werden würde. So hielt sich das Engagement des Verbands in Sachen Frauen im Skisport in Grenzen. Eine Lücke, die der SDS teilweise füllte.



Durch einen überlegenen Sieg im Slalom zum Abschluss sicherte sich Streiff nicht nur den Slalom-Titel, sondern auch den Kombinationssieg. Jahre später gab die Skifahrerin ihr Erfolgsrezept preis: Der Schweizer Kombinationsweltmeister der Männer bei den Rennen von Cortina, Otto Furrer, habe ihr und den anderen Schweizerinnen geraten, den Slalom im Stemmbogen zu absolvieren, um möglichst nahe an den Toren vorbeizufahren und damit eine schnelle Zeit zu erreichen.

Nach ihrer Karriere als Amateur-Rennfahrerin meldete sie sich 1939 zur ersten Frauenrekrutenschule und diente als Lastwagenfahrerin im Frauenhilfsdienst. Nach dem Tod des Vaters übernahm sie gemeinsam mit einem ihrer Brüder in den 1950er-Jahren für fünf Jahre die Leitung der Bleicherei Streiff, wo sie insgesamt 37 Jahre arbeitete.
Ihre mediale Neuentdeckung fällt just in jene Zeit, als der Skisport in der Schweiz boomte, medial stark inszeniert wurde und nostalgische Erinnerungen an vergangene Zeiten ihren Teil zur kollektiven Erinnerung einer «Skination Schweiz» beitrugen. Die verspätete Rezeption von Streiffs Pionierleistungen und ihre bescheidene und doch selbstbewusste Art liessen sie in der Öffentlichkeit erst im hohen Alter zu jener Ski-Heldin werden, die sie eigentlich bereits seit Jahren war.

Swiss Sports History

Dieser Text ist in Zusammenarbeit mit Swiss Sports History, dem Portal zur Schweizer Sportgeschichte, entstanden. Die Plattform bietet schulische Vermittlung sowie Informationen für Medien, Forschende und die breite Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter sportshistory.ch.