
Der erste Schweizer Fotograf
Johann Baptist Isenring, der erste Fotograf der Schweiz, begeisterte mit seinem Bildern vor über 180 Jahren Publikum und Zeitungen – und machte die älteste noch erhaltene Fotografie Zürichs. Obwohl Isenring einer der bekanntesten und produktivsten Fotografen seiner Zeit war, sind seine Bilder heute fast alle verschollen.
Vom Gruppenstich zur Foto
Eine Viertelstunde stillsitzen?
Isenring wurde zur Berühmtheit, die Medien, die er geschickt mit Informationen versorgte, waren begeistert. So schrieb etwa die NZZ über die Ausstellung: «Diese Isenringschen Gemäle besitzen wirklich eine Wahrheit in Umriss und Schattirung, die, wie sich denken lässt, die geschickteste Künstlerhand nicht zu erreichen mag.» Weniger begeistert waren natürlich die Künstler selber, die sich über die neue Kunst recht abfällig äusserten. Isenring selber tat dies als «Brodgeschrei» von «Künstler-Mittelmässigkeiten» ab.
Isenring wurde nun auch in Königshäuser eingeladen, dem König von Württemberg konnte er seine Porträtsammlung sogar persönlich präsentieren, wie die St. Galler Zeitung im Mai 1841 schrieb: «Der Hof war so erfreut, dass er sogleich die Portraits Sr. K. Hoheit, des Prinzen Friedrich, des Grafen und der Gräfin von Beroldingen, des Freiherrn von Gemmingen u.a. fertigen musste.»
Wo sind die Daguerreotypien?
Eine Zeitlang betrieb Isenring Fotografie und Druckgrafik noch nebenbei, 1854 aber beschloss er, sich wieder ganz «seinem früheren Berufe, dem Kupferstechen», zu widmen. Heute sind von den Fotografien des Pioniers Isenring nur noch wenige Exemplare vorhanden. Man kann nur spekulieren, was mit den unzähligen andern geschehen ist. Vielleicht hat er sie teilweise schon selber entsorgt, nachdem er sie nicht mehr brauchte.
Das älteste Foto Zürichs

Johann Baptist Isenring starb 1860, nur gerade drei Monate nach seiner Frau. Das Tagblatt der Stadt St. Gallen veröffentlichte wenige Tage nach seinem Tod einen Nachruf, in dem seine Rolle als Maler, Verleger und Fotograf ausgiebig gewürdigt wurde: «Maler Isenring hat sich durch unermüdlichen Fleiss, so zu sagen ohne Fremde Beihülfe, zu derjenigen Stufe emporgearbeitet die ihm später in Nah und Fern Anerkennung verschaffte.»
Als Fotopionier geriet Isenring allerdings bald in Vergessenheit. Neue Fotografen, neue Techniken stellten den Pionier, der selber nicht mehr produzierte, in den Schatten. Erst eine Quellensammlung des Sammlers und Historikers Erich Stenger aus dem Jahr 1931 half mit, die bedeutende Rolle Isenrings wieder zu würdigen.


