
Die Basler Väter der E‑Gitarre
Karl Schneider und Adolph Rickenbacker machten Anfang des 20. Jahrhunderts aus einem normalen Saiteninstrument eine elektrische Supermaschine für harte Klänge und grosse Bühnen.
Bob Dylans Auftritt mit E-Gitarre gefiel nicht allen... YouTube
Als Erfinder der E-Gitarre gilt der texanische Gitarrist George Beauchamp. Er pröbelte an einer lauten Gitarre, die sich auch in einer Big Band behaupten konnte. Mit einem Tonabnehmer (Pick-up), der die Schwingungen der Stahlsaiten in eine Wechselspannung umwandelte, konnte der Ton über einen Röhrenverstärker beliebig laut hörbar gemacht werden. Damit war der Grundstein für die elektrische Gitarre, die sogenannte E-Gitarre gelegt.



Einstieg als Geigenbauer
1923 schloss Schneider die Geigenbauerlehre erfolgreich ab und blieb bis zum Tod seines Lehrmeisters 1928 in dessen Atelier. Nachdem der Schwiegersohn Meinels, der Musikhändler Hugo Schmitz, den Betrieb an der Steinenvorstadt übernommen hatte und das Geigenbau-Atelier zum Musikhaus Meinel erweiterte, blieb Schneider als einziger Instrumentenbauer im Geschäft.

Gegen Ende der 1930er-Jahre suchte ein amerikanischer Gitarrist in Basel Hilfe für seine defekte E-Gitarre. Im Musikhaus Meinel wurde er fündig. Bei der Reparatur konnte Karl Schneider das Instrument aus den USA, vermutlich eine Gibson ES-155, unter die Lupe nehmen. Kurze Zeit später standen die ersten Grando-E-Gitarren, die genau betrachtet, gewisse Ähnlichkeiten mit den amerikanischen Gibson-Modellen hatten, im Schaufenster des Musikhauses. Diese Grando-Modelle aus Basel gelten als die ersten handelsüblichen E-Gitarren Europas.

Karl Schneider entwickelte seine Modelle weiter, führte technische Verbesserungen ein und strebte eine hohe Qualität seiner Produkte an. Seine Jazzgitarren hatten alle einen Metallstab im Gitarrenhals. Damit konnte der Spannkraft der Stahlsaiten entgegengewirkt und eine allmähliche Krümmung des Halses vermieden werden.

Die Verbreitung der populären Musik in der Nachkriegszeit in Europa hat dazu beigetragen, dass das Geschäft mit den E-Gitarren florierte. Eine Welle neuer Stilrichtungen aus den USA wie die Hawaii-Musik und die Western- oder Country-Songs erreichte Europa. In Basel entstanden mehrere Jazz- und Hawaii-Bands, deren Auftritte mit den laut heulenden E-Gitarrenklängen in Klubs und bei öffentlichen Anlässen Erfolge feierten. Ein Beispiel waren die Hula-Hawaiians, eine erfolgreiche Band, die auch mit Gitarren und Ukuleles aus Riehen auftrat. Auch bekannte Jazz-Musiker, wie Django Reinhardt spielten zeitweise auf Rio E-Gitarren.

Auch die Minstrels schworen auf Instrumente von Karl Schneider. YouTube
Nachdem Karl Schneider die Firma seiner Tochter und dem Schwiegersohn übergeben hatte, kehrte er zu seinen Wurzeln zurück und baute bis an sein Lebensende 1998 wieder Geigen. Allerdings in einem kleinen Rahmen in einem kleinen Atelier in seinem Wohnhaus.
