
Die eidgenössische Seite der Amerikanischen Revolution
Der Ostschweizer Hans Joachim Züblin hat im Amerika des 18. Jahrhunderts für Furore gesorgt. Als Prediger John Zubly verglich er die Eidgenossen mit den Rebellen, welche gegen Grossbritannien kämpften. Später wechselte er die Seiten, die Argumente blieben allerdings die gleichen.
In den 1760er-Jahren begann sich seine Lebenssituation jedoch zu verändern. Zunehmende Spannungen zwischen den amerikanischen Kolonien und der Regierung des Mutterlandes Grossbritannien veranlassten Zubly, sich in Pamphleten politisch zu äussern. In Disputationen und Predigten, welche abgedruckt und verteilt wurden, kritisierte Zubly die Behandlung der amerikanischen Bevölkerung durch die britische Regierung. Mit seiner Predigt The Stamp-Act Repealed äusserte sich der Pfarrer 1766 gegen die Stempelsteuer, welche die britische Regierung im Jahr zuvor den amerikanischen Kolonistinnen und Kolonisten auferlegt hatte. 1769 ging Zubly noch weiter, indem er die ganze Beziehung zum Mutterland in seinem A Humble Enquiry Into The Nature of the Dependency of the American Colonies upon the Parliament of Great-Britain hinterfragte.
Mittendrin im Unabhängigkeitskrieg


Nebst den Geschichten eines Arnold von Melchtal oder Walter Fürst spielt auch Willhelm Tells Apfelschuss in Zublys Ausführungen eine prominente Rolle. Alles mündet im Befreiungskrieg der Eidgenossen, welche nach Gesslers Tod und mit dem Burgenbruch die «fremden Vögte» aus dem Land jagten. Auch die Geschichte mit dem gescheiterten Vergeltungsschlag der Habsburger, welche beim Morgarten vernichtend besiegt wurden, fehlt in Zublys Schweizergeschichte nicht. Seine Botschaft war klar: Die Eidgenossen – fromme und einfache Menschen aus den Bergen – wurden von einer Übermacht angegriffen, welche sie jedoch immer wegen ihres Mutes und mitsamt Gottes Hilfe besiegen konnten.

Wenig später war alles anders: Zwischen 1775 und 1777 wurde Zubly heftig kritisiert, zweimal verhaftet und schliesslich aus seinem Wohnort Savannah verbannt – alles veranlasst durch die amerikanischen Rebellen. Was war geschehen, dass der «Freiheitskämpfer» von den eigenen Leuten dermassen abgestraft wurde?

Vom Propheten zum Sünder
Nach einer weiteren Verhaftung 1777 wollten die Rebellen an John Zubly ein Exempel statuieren, damit die ihm ähnlichen «lauwarmen Patrioten» abgeschreckt würden. Der Eidgenosse wurde aus Savannah verbannt, sein Besitz beschlagnahmt und seine ganze Bibliothek in den Fluss geworfen. Zwar ist der genaue Umfang dieser Bibliothek unbekannt, doch von Zeitgenossen wurde sie als äusserst gross und kostbar beschrieben.


Gleich und doch nicht gleich
So hätten die Eidgenossen nie gegen ihren legitimen Herrscher, den Kaiser, rebelliert. Nur gegen die Habsburger, welche illegitime Usurpatoren gewesen seien, hätten sie sich gewehrt. Gnadenvoll hätten sie die besiegten Feinde nach den Schlachten verschont, sogar immer wieder den Frieden gesucht. Das auserwählte Volk der Eidgenossen habe immer den Beistand Gottes gehabt. Dies stehe im Kontrast zu den Amerikanern, beispielsweise zu einem Benjamin Franklin oder John Adams, welche eine hartnäckige Unnachgiebigkeit an den Tag gelegt hätten. Entgegen den Eidgenossen hätten die amerikanischen Rebellen auch keine Versöhnung mit dem Gegner gesucht.
