
General Guisan und das «Frauenkorps»
In den letzten Monaten während des Zweiten Weltkriegs diente Schloss Jegenstorf General Henri Guisan als Kommandoposten. Einen willkommenen Ausgleich neben seinen militärischen Pflichten boten ihm die Auftritte des Jegenstorfer Frauenchors.
Veränderte Kriegslage nach Landung der Alliierten
Infolge der Invasion der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 und im August in Südfrankreich veränderte sich die Kriegslage. Mit der Eröffnung der Westfront und dem sich rasch entwickelnden Bewegungskrieg in Frankreich schwand die Möglichkeit eines Rundumangriffs durch die Achsenmächte. Die Réduit-Strategie wurde obsolet. Doch nach wie vor befand sich die Schweiz isoliert inmitten des europäischen Kriegsgeschehens. Um zu verhindern, dass die Kriegführenden ihren jeweiligen Gegner über Schweizer Gebiet zu umfassen versuchten, befahl Guisan starke Kräfte in den Jurabogen.

Schloss Jegenstorf wird Kommandoposten



Vorhanden waren auch ein älteres Badezimmer und – im ehemaligen Dienstentrakt – ergänzende Toiletten, doch mussten zusätzlich Latrinen über dem westlich des Schlosses entlang fliessenden Dorfbach errichtet werden. In der Schlossscheune und dem nahegelegenen Schulhaus kamen Offiziere und Soldaten unter, in der Turnhalle die Generalswache in der Grösse einer Kompanie. Das Schloss wurde streng bewacht, nachts patrouillierten Soldaten mit Schutzhunden.


Die Filmwochenschau «Ein Tag im K.P. des Generals» gibt einen detaillierten, wenn auch inszenierten Einblick in den Arbeitsalltag des Generals und seines persönlichen Stabs. Die Szenen zeigen Guisan beim Empfang seiner Mitarbeitenden zwecks Informationsaustauschs und Beratung, beim Unterzeichnen wichtiger Dokumente und Korrespondenzen sowie bei Truppenbesuchen im Feld. Nicht zu sehen sind jedoch verschiedene Treffen: Während der Monate bis zum Ende des Aktivdienstes gaben sich ausländische Militärattachés und Offiziere, alliierte Generäle und Wirtschaftsdelegationen sowie Schweizer und Berner Behörden- und Pressevertreter im Schloss Jegenstorf die Klinke in die Hand.

General Guisans 70. Geburtstag

«Wachsamkeit bleibt die Parole»
Das europäische Kriegsende

Am 20. Juni 1945 stimmte die vereinigte Bundesversammlung dem Antrag zu, General Guisan vom Kommando der Armee zu entlassen. Nationalratspräsident Pierre Aeby dankte Guisan für seinen Dienst am Land. In kurzen, prägnanten Worten antwortete der General: «Ich habe nur meine Pflicht getan. Meine Pflicht als Soldat. Meine Mission ist vorbei. Ich stehe meinem Land weiterhin zur Verfügung.»
Guisan und der Frauenchor Jegenstorf
Abschiedszeremonie auf dem Bundesplatz
Letzter Armeerapport

Das Dorf verabschiedet sich vom General
Die einzelnen Gänge wurden mit Gesangsvorträgen des Frauenchors abgerundet. Im Repertoire standen unter anderem «Das Schönste in der Schweiz», «Heimweh», «Ich kenn ein wunderschönes Land» und «Die Dämm'rung sinkt aufs Schweizerland». Beim Einschenken der Weingläser nach seiner Präferenz gefragt, soll Guisan scherzhaft verlautet haben: «Einen Waadtländer fragt man nicht, das ist ganz selbstverständlich, dass ich weissen Wein trinke!».

Vor seiner Abreise zurück ins Waadtland bedankte sich Guisan in einem Brief bei der Gemeinde und brachte darin seine Wertschätzung gegenüber dem Dorf zum Ausdruck: «[…] als ehemaliger Landwirt, stets mit der Erde verwachsen, fühlte ich mich in dieser Gegend wohl und durfte immer wieder die grosse Anhänglichkeit und Freundschaft der Bevölkerung wahrnehmen. […] Auch mir werden Sie alle, die vertrauten Häuser, das schöne Schloss, die Wälder und Wiesen unvergesslich bleiben. Möge immer ein guter Stern über Ihnen und Ihrer Gemeinde walten!».
Das «Trachtenkorps» zu Besuch beim General
