
Mark Twain in der Schweiz
Bis heute gilt Mark Twain (1835–1910) als der bekannteste Humorist der amerikanischen Literatur. Twain, weitgereist und unternehmenslustig, erkundete auf zwei privaten Reisen die Schweiz und verbrachte einige der glücklichsten und eindrucksvollsten Tage seines Lebens am Vierwaldstättersee und in dessen Umgebung.
«Luzern ist ein reizvoller Ort. Die Stadt beginnt am Ufer, gesäumt von einer Reihe Hotels und klettert dann die Hügel hinauf, breitet sich über zwei oder drei steile Anhöhen aus – dicht gedrängt, ungeordnet, aber malerisch. Dem Auge bietet sich ein wildes Durcheinander aus roten Dächern, verspielten Giebeln, Dachgauben, spitzen Türmchen, dazwischen hier und da ein Stück alter Wehrmauer, die sich wie ein Wurm über die Hügelrücken windet, und hier und da ein massiver, quadratischer Turm aus schwerem Mauerwerk.»
«Die grosse, klare Sonnenscheibe stand jetzt dicht über einer unendlichen Anzahl Zipfelmützen – bildlich gesprochen. Es war ein wogendes Chaos riesiger Bergmassen, die Spitzen geschmückt mit ewigem Schnee und umflutet von der goldenen Pracht des zitternden Lichtes, während die glänzenden Sonnenstrahlen durch die Risse einer der Sonne vorgelagerten schwarzen Wolkenmasse aufschossen zum Zenit. Die zerklüfteten Täler der Unterwelt schwammen in einem farbigen Nebel, der die Rauheit ihrer Felsen, Grate und zerrissenen Wälder verhüllte und die ganze unwirtliche Region in ein sanftes, üppiges und sinnliches Paradies verwandelte.»
Mit der Veröffentlichung von «Adventures of Huckleberry Finn» («Die Abenteuer des Huckleberry Finn») erreichte Twains literarische Karriere ihren Höhepunkt. Sein innovativer Einsatz einer natürlichen Ich-Erzählweise veränderte das Verhältnis von Form, Ausdruck und Inhalt in der amerikanischen Literatur. Doch mit dem Wandel der literarischen Vorlieben im sogenannten «Gilded Age» («Vergoldetes Zeitalter», Aufschwungphase nach dem Sezessionskrieg) tat sich Twain schwer damit, seinen Platz und seine Stimme zu behaupten. Diese Herausforderungen wurden durch persönliche Rückschläge zusätzlich verschärft. Die Wirtschaftskrise von 1893 brachte ihm 100'000 US-Dollar Schulden ein – ein Betrag, der heute etwa 3,7 Millionen US-Dollar entspricht. Drei Jahre später traf ihn ein weiterer Schicksalsschlag: Seine geliebte älteste Tochter Susan starb 1896 an Meningitis. In seinen späteren Jahren war Twain von Verbitterung und Melancholie gezeichnet.
Die Wirtschaftskrise von 1893
Die Wirtschaftskrise von 1893 gilt als die schwerste Krise der US-Wirtschaft vor der Weltwirtschaftskrise von 1929. Nach der Nachricht vom Zusammenbruch des Aktienmarktes stürmten die Amerikanerinnen und Amerikaner zu ihren Banken, um ihre Ersparnisse abzuheben. Im ganzen Land erlebten die Banken einen Ansturm. Bis zum Ende des Jahres meldeten mehr als 600 Banken und 16'000 Unternehmen Konkurs an. Die Arbeitslosigkeit erreichte im ersten Jahr der Krise schätzungsweise 20 Prozent und blieb noch bis 1897 auf diesem hohen Niveau. Erst 1901 erholte sich die US-Wirtschaft vollständig.


Ich glaube, dass dieser Ort der lieblichste und erfüllendste der Welt ist. Die Landschaft ist unvergleichlich schön … Ein Sonntag im Himmel muss laut sein im Vergleich zu dieser Stille.


