Lehmpackungen und Eselsmilch für glatte und faltenlose Haut
Kleider, Frisuren, Kosmetik und Schmuck: Nicht nur das Militär, auch der römische Lifestyle erobert vor rund 2000 Jahren das Gebiet der heutigen Schweiz.
Die reichen Gallo-Römer, die vor 2000 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Schweiz lebten, ahmten die römische Kleider- und Haarmode nach. Die Mehrheit der Bevölkerung jedoch kleidete sich weiterhin traditionell und trug, was dem Klima hier besser entsprach: Hose, Tunika, Mantel mit Kapuze und dergleichen, je nach Tätigkeit und Jahreszeit.
Kleider machen Römer
Gallo-römische Frauen trugen als Untergewand ein Leinenhemd, darüber eine Tunika oder ein Kleid, das auf den Schultern mit Fibeln zusammengehalten wurde. Bei vornehmeren Damen reichte das Gewand bis an die Knöchel, bei Dienerinnen und Sklavinnen war es halblang. Darüber trug die Frau einen Schal, ein Cape oder einen mit einer Fibel fixierten Mantel.
Wenn ein spezieller Anlass besondere Eleganz erforderte, trug sie einen Mantel, den sie auf römische Art drapierte – allerdings ein sehr unpraktisches Kleidungsstück, das nicht fixiert wurde und wenig Bewegungsfreiheit bot.
Männer trugen eine Tunika, die bis zu den Knien reichte, dazu Wickelgamaschen, bei kaltem Wetter lange Leinenstrümpfe. Halten konnten sich auch die herkömmlichen Hosen, obwohl das Hosentragen bei den Römern als Zeichen von kultureller Unterentwicklung galt. Hingegen schätzten die Gallo-Römer den cucullus sehr - ein typisch keltisches Kleidungsstück in Form eines festen Umhangs mit Kapuze, der sich mit einer Schärpe aus Leinen kombinieren liess. Damit überstand man jedes Unwetter
Eine Toga durften nur römische Bürger tragen. Da sie nicht sehr bequem war und dem Klima unserer Region kaum entsprach, bekam man sie wohl nur bei offiziellen Anlässen zu Gesicht.
In Gallien chic: Römische Frisuren
Die Damen der oberen Gesellschaftsschichten orientierten sich in Sachen Mode an Rom, wo die Kaiserinnen den Ton angaben. Was die Frisuren betrifft, so gibt sich die Mode ebenso launisch wie heute: Am Anfang des 1. Jahrhunderts sind Mittelscheitel und Haarknoten im Nacken modern; in den 70er-Jahren sorgen hohe Frisuren mit diversen Schichten von Locken und Zöpfchen für Furore. Vom
2. Jahrhundert an frisiert man sich wieder mit einem hochgesteckten Haarschopf.
Getrocknete Schnecken, Kalbsmist, Rattenasche und andere Schönheitsmittel
Auch in Sachen Kosmetik schielten wohlhabende Gallo-Römerinnen nach Rom. Was dort bei den Töchtern aus gutem Haus und speziell bei den Angehörigen der Kaiserfamilie Mode war, galt als letzter Schrei.
Ovid (in der «Kunst der Liebe») und Plinius der Ältere («Naturgeschichte») liefern eine Menge präziser Angaben zu den Anforderungen an die weibliche Schönheit und den Mitteln, um dieses Ideal zu erreichen.
War ein blasser Teint gefragt, verwendete man zum Beispiel ein Pulver aus getrockneten Schnecken, vermischt mit Saubohnenmus. Modische Blässe lieferten auch Salben auf Krokodilskotbasis oder ein Öl, das Kalbsmist enthielt, weiter Leinsamen oder Kreide, sogar eine Paste auf Bleioxyd-Basis half, hell zu wirken.
Die Wimpern wurden mit Tusche aus Fliegen und Ameiseneiern geschwärzt, die Lider mit Safran oder Russ getönt.
Um den Zähnen blendendes Weiss zu verleihen, verwendete man eine Creme auf der Grundlage von Rattenasche, Honig und Fenchelwurzeln. Ein weiterer Geheimtipp: ein Gemisch aus Bimssteinpulver und dem Urin eines Jünglings.
Glatte, faltenlose Haut strebte man mit Lehmpackungen oder Eselsmilch an; es gab Gesichtsmasken aus einem Gemisch von Honig und toten Bienen, aus mit Essig angerührtem Taubenkot, aus Lämmerwollfett, weiter Gesichtscremes aus Schildkrötenöl und Schwanenspeck.
Abstossend? Vielleicht ... nur dass die Grundstoffe der heutigen Kosmetikindustrie – Walöl, tierische Sekrete – mit weiblicher Anziehungskraft ebenfalls wenig zu tun haben.
Exotisches Parfüm
Römische Frauen verwendeten reichlich Parfüm, so dass Plautus sarkastisch meinte, eine Frau dufte nur dann wirklich gut, wenn sie nach nichts rieche. Die Parfüms bestanden aus Ölen oder Fetten, denen man pflanzliche Duftstoffe beimengte. Die kostbarsten Zutaten kamen aus dem Orient: Balsam aus Judäa, indische Narde, Zimt aus Arabien oder Ceylon, Weihrauch, Safran... Andere, gewöhnlichere Aromen stellte man aus Zitronenkraut, Iris, Narzissen oder Majoran her. Zur billigsten Ware gehörte das Schilföl. Es wurde vor allem von Prostituierten benutzt.
Der Schmuck: wertvolles Geschmiede und billiger Ramsch
Unter den Funden aus gallo-römischer Zeit gibt es nicht selten mehr oder weniger wertvolle Schmuckstücke. Meist wurden sie von Frauen getragen.
Offenbar hatte beim Schmuck die römische Mode frühere keltische Traditionen verdrängt. So erschienen die gedrehten Halsringe (Torques) nur noch am Hals von Götterstatuen, und ausser in abgelegenen Regionen trugen die Frauen keine Beinringe mehr.
Die Schmuckpalette der Gallo-Römerinnen war sehr reichhaltig. Je nach den finanziellen Mitteln der Besitzerin – oder ihres Verehrers – reichte sie von feinsten Goldarbeiten bis zu einfachen Objekten aus Bronzedraht. Immerhin schimmern die verschiedenen Kupferlegierungen, etwa Bronze oder Messing, in poliertem Zustand fast so schön wie Gold.