
Ein Appenzeller in der Fremde
Ein junger Appenzeller wanderte 1874 nach Sumatra aus. 19 Jahre später kehrte er als reicher Mann zurück. Die Geschichte eines Schweizer Kolonialisten.
Karl Krüsi brachte insgesamt 470 Fotografien aus Asien mit. In Zürich stellte er sie zusammen und liess sie von einem Buchbinder zu sechs repräsentativen Alben binden. Die meisten dieser Fotografien waren von einheimischen Profi-Fotografen gemacht worden. Es war damals üblich, Reisebilder zu kaufen, da das Fotografieren im 19. Jahrhundert noch ein kompliziertes Unternehmen war. Einige wenige Bilder gab Krüsi auch selbst in Auftrag.

Ein Stück Schweizer Kolonialgeschichte
Im 19. Jahrhundert war die Schweiz ein sehr armes Land. Viele junge Schweizer mussten aus wirtschaftlichen Gründen auswandern. Einige wenige wie Karl Krüsi machten in Übersee ein Vermögen und brachten es zurück in die alte Heimat. Dieser Umstand mag den Appenzeller in seinem Glauben bestärkt haben, dass sein Erfolg in Sumatra hauptsächlich auf das eigene Verhalten und Handeln zurückzuführen war. Als Kind seiner Zeit war sich Krüsi der Probleme der Ausbeutung der Natur und der Bevölkerung ebenso wenig bewusst wie des Umstands, dass die von ihm eingestellten Arbeiter mehr oder weniger wie Sklaven behandelt und gehandelt wurden. Gerade die blühende Natur auf Sumatra und die schier unerschöpfliche Zahl an Arbeitern aus Malaysia und China waren Teil von Krüsis Erfolgsgeschichte. Die Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften war nötig, weil die einheimische Bevölkerung zu gering war, um alle Bedürfnisse abzudecken.
Es ist ein Glücksfall, dass das Schweizerische Nationalmuseum Karl Krüsis Fotoalben direkt von seinen Nachkommen übernehmen und damit auch viele Zusatzinformationen über sein Umfeld erhalten konnte. Je mehr über den Kontext von Fotografien in Erfahrung gebracht werden kann, desto aussagekräftiger werden sie.