Der Schweizer Franken
Die Schweiz und ihr Franken – das scheint eine uralte «Liebesgeschichte». Doch so alt ist diese Beziehung gar nicht. Und die Idee dazu stammt erst noch von einem Franzosen...
Natürlich: Napoleon. Der Mann, der in der Schweiz das metrische System und eine zentrale Regierung einführte, verordnete ihr 1799 auch eine einheitliche Währung: le franc suisse. 1803 war die Zeit des Korsen in der Schweiz jedoch schon wieder vorbei und die Münzhoheit ging zurück an die Kantone. Erst 1848, mit der Gründung des Bundesstaats, wurde einheitliches Geld wieder ein Thema. Und so wurden ab 1850 neue Franken geprägt – zuerst in Paris, später in Bern.
Auch Banknoten wurden ausgegeben. Dies allerdings weiterhin durch die Kantone, was illustriert: Noten waren im 19. Jahrhundert noch eine ziemlich exotische Sache und spielten keine allzu wichtige Rolle. Wichtig waren die Münzen und deren Wert war in Silber festgelegt. 1865 trat die Schweiz der Lateinischen Münzunion bei. Das bedeutete einerseits, dass man auch in Frankreich, Belgien, Italien und später Griechenland mit Schweizer Franken bezahlen konnte – und in der Schweiz mit Münzen aus jenen Ländern. Zum anderen bedeutete der Beitritt zur Münzunion, dass die Schweizer Währungspolitik in Paris gemacht wurde. Dort entschied man sich zunächst für den Gold-/Silber- und dann für den Goldstandard.
Erst 1907 gründete die Schweiz eine eigene Nationalbank. Diese brachte noch im selben Jahr ihre ersten Noten heraus, orientierte sich ansonsten aber weiterhin an Paris, bis die Lateinische Münzunion im Ersten Weltkrieg zerbrach. Auch als die meisten anderen Länder 1929 den Goldstandard aufgrund der Weltwirtschaftskrise aufgaben, hielt die Schweizer Nationalbank an der Umtauschbarkeit des Frankens gegen Gold fest. Diese Tatsache brachte im Zweiten Weltkrieg Nazi-Deutschland auf die Idee, geraubtes Gold gegen Schweizer Franken zu tauschen, um mit diesen Kriegsgüter zu erwerben. Die Schweiz machte bei diesem Handel mit, wie viel Entscheidungsfreiraum sie dabei hatte, ist umstritten.
Wie die übrigen westeuropäischen Währungen wurde der Schweizer Franken ab 1945 an den US-Dollar gebunden. Das System beflügelte das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit, kam aber 1973 in Schwierigkeiten. Von da an begannen die Kurse frei zu schwanken und der Schweizer Franken wurde bis zum Ende des Jahrzehnts gegenüber den wichtigsten Referenzwährungen um rund 40 bis 60 Prozent aufgewertet, womit die Schweiz zur «Hochpreisinsel» wurde. Die Attraktivität des Frankens lag unter anderem am Bankgeheimnis und am auf Kontinuität ausgerichteten politischen System.
Das Nein zum EWR von 1992 war zugleich ein Nein zum Euro. Die Nationalbank verfolgt seither eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik. Zufälle und geschickte Aktionen haben es ermöglicht, dass der Franken trotz der Kleinheit des Landes zu einer Währung von internationalem Format wurde.