
Nidwalden 1798 – u003cbru003eErinnerung ist machbar
Vergangenheit ist unveränderlich, Geschichte und Erinnerung wandeln sich. Auch «Zeitzeichen für die Ewigkeit» sind stets Zeichen ihrer Zeit. Historisch verstehen heisst einordnen im Damals.
«Mutig, trotzig, selbstbestimmt»
Aus Besiegten werden Sieger

Dieses Motiv zieht sich durch. Auf einer Darstellung von 1893 behauptet sich Franz Waser, genannt «Zingg», Kanonier, vom Berggut «Zinggli» am Ennetbürgen, gegen fünf Franzosen. Die Trommel am Boden, das Fell zerstört. Offiziere und Tambouren gehören zu den ersten Opfern der Nidwaldner Scharfschützen. Die eigene Kanone hat Zingg bereits im See versenkt, damit sie nicht den Franzosen in die Hände fällt. Obwohl er sich nur noch mit einem Kanonenputzer wehren kann, entkommt er der feindlichen Übermacht.
Im Helden-Modus gefangen


Chance vertan

Vorerst stehen die Zeichen für eine veritable Alternative günstig. Die Regierung will den Auftrag einem Einheimischen vergeben, zudem einem bedeutenden Vertreter seines Fachs. Beide Kriterien erfüllt der 1872 in Stans geborene Eduard Zimmermann. Nach zwei Jahren an der Kunstgewerbeschule in Luzern geht er für drei Jahre nach Florenz und schliesst dort seine Studien mit höchsten Auszeichnungen ab. Just 1897 kehrt er nach Stans zurück, prädestiniert für den ehrenvollen Auftrag, für den er vorerst einen Entwurf anzufertigen hat.


Verbotene Frage
Beiläufiger Todesstoss
In Kuhns Bericht wechseln Licht und Schatten auf irritierende Weise. Der sterbende Krieger sei «in Haltung und Ausdruck ganz vortrefflich gefasst, das Weib ebenso vorzüglich modelliert, schwächer der Jüngling», hält Kuhn fest. Auf dieses Lob folgt nahtlos der Bannstrahl: «Die Darstellung ist zu allgemein gehalten, zu wenig individualisiert. Man könnte ganz wohl darunter schreiben: der im Strassenkampf gefallene Sozialist, der verunglückte Jäger, eine Familientragödie.» Kuhn hätte nicht mehr weiterschreiben, der Landrat nicht mehr weiterlesen müssen. Durchgefallen. «Der im Strassenkampf gefallene Sozialist».
Vom Magazinieren und Wiederbeleben von Denkmälern
2023 jährt sich das Gedenken an den Franzoseneinfall in Nidwalden zum 225. Mal. Das wäre eine Gelegenheit, das «Überfalldenkmal» von Eduard Zimmermann aus dem Magazin des kleinen, aber feinen Nidwaldner Museums zu holen, aus dem Gipsmodell ein wetterfestes Objekt zu machen und es im öffentlichen Raum aufzustellen, als Einladung zum Nachdenken über die Vergangenheit. 1798 bleibt 1798. Erinnern aber hat Potenzial.
1798 – Geschichte am Schauplatz und fernab

Am 9. September 2020 wurde der Gemeinde Stansstad das Projekt «1798 – Franzoseneinfall in Nidwalden. Erinnerungswege am Bürgenberg» übergeben. An elf Stationen im Gelände erzählen französische Soldaten und Offiziere, Nidwaldnerinnen und Nidwaldner vom «schröcklichen Tag», konsequent aus zwei Perspektiven. Es gibt einen Flyer, Infos vor Ort, «historischen Proviant» für unterwegs und eine Homepage für Handy und Homeoffice.





