
Schweiz und USA: Schwesterrepubliken
Auf den ersten Blick scheinen die USA und die Schweiz zwei sehr unterschiedliche Staaten zu sein. Umso überraschender ist der Blick auf die gemeinsame Vergangenheit. Dieser zeigt, wie eng die politischen Systeme der beiden Staaten miteinander verwandt sind.
Skepsis gegenüber Rousseaus Volkssouveränität
Die amerikanische Revolution als Frucht der Schweizer Aufklärung
Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräusserlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit.
Ende des 18. Jahrhunderts sprachen die USA während ihres Unabhängigkeitskrieges gegen die Briten im Verhältnis zur Schweiz erstmals von den «Sister Republics». Damit verglichen die USA ihren Unabhängigkeitskrieg gegen die britische Krone mit der damals freilich idealisierten Existenz einer eidgenössischen Republik in einem sonst monarchischen Europa.
Die amerikanische Revolution als Impuls für die Französische und Helvetische Revolution
Im Laufe der Französischen Revolution wurden Verfassungsentwürfe vorgelegt, die direktdemokratische Instrumente enthielten und die für die Entwicklung in der Schweiz, allerdings vorläufig nicht in den USA, zu wichtigen Bezugspunkten wurden. Die kurze Zeit der Helvetik (1798-1803), angeregt durch die politische Praxis der Amerikanischen und Französischen Revolution, legte in der Schweiz den Grundstein für weitere demokratische Debatten.
Die US-Verfassung als Vorbild für die schweizerische Bundesverfassung
National- und Ständerat sind als Legislative in der Schweiz eine Kopie des US-amerikanischen Zwei-Kammer-Systems. Den entscheidenden Anstoss dazu gab der bedeutendste Schweizer Philosoph des 19. Jahrhunderts, Ignaz Paul Vital Troxler (1780-1866). Bei der Bundeserneuerung von 1848 griff Troxler entscheidend in die Diskussionen um die bundesstaatlichen Institutionen ein. Er verfocht schon länger die Bundesstaatsidee mit Zwei-Kammer-System nach dem Vorbild der USA. Seine dazu verfasste Schrift «Die Verfassung der Vereinigten Staaten Nordamerikas als Musterbild der schweizerischen Bundesreform» gelangte wohl durch einen seiner ehemaligen Schüler in die entscheidende Kommissionsberatung. Die Idee wurde Realität und Troxler drückte damit dem schweizerischen Bundesstaat seinen Stempel nach dem Muster der USA auf. Mit der Einführung des Proporz-Wahlrechtes für den Nationalrat stärkte die Schweiz ab 1919 den Pluralismus der Parteien, in den USA gelang dieser Schritt bis heute nicht.
Wie bereits erwähnt, standen die amerikanischen Verfassungsväter Jean-Jacques Rousseau skeptisch gegenüber und lehnten sein Konzept der Volkssouveränität ab. Deshalb waren ihnen im Rahmen des Demokratieprinzips auch jegliche Formen weitergehender Mitbestimmung der Bevölkerung suspekt. Der Lockesche Liberalismus bekam so in den USA grössere Bedeutung, weil dieser die englische utilitaristische Tradition direkter aufnahm. Doch Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Schweiz für die USA nochmals zu einem wichtigen Ideengeber, und zwar punkto direkter Demokratie.


Das «Populist Movement» fordert eine direkte Demokratie wie in der Schweiz










