
Zahlen aus der Dose: Der Taschenrechner namens «Curta»
«Ein dauerhafter, schnell rechnender Mitarbeiter für alle vier Rechnungsarten in der Rocktasche» versprach die Verkaufsbroschüre: Der kleinste mechanische Taschenrechner der Welt war made in Liechtenstein.
Doch dann macht die Weltpolitik dem Erfinder einen Strich durch die Rechnung. Im Juli 1943 wird Curt Herzstark als «Halbjude» verhaftet und nach Gefängnisaufenthalten in Wien, Linz und Budweis ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Anfänglich Zwangsarbeiter in der Lagergärtnerei, wird er ernsthaft krank. «Das war eine ganz böse Geschichte», sagt Herzstark später, «wie ich da nach Buchenwald eingeliefert worden bin. Ich war seelisch am Nullpunkt». Doch bald fällt den Aufsehern seine feinmechanische Begabung auf, und er wird in die Wilhelm-Gustloff-Werke versetzt, einen feinmechanischen Betrieb der SS. Hier wird Herzstark Leiter der Abteilung für Präzisionsteile, wie sie etwa für die deutsche V2-Rakete benötigt werden.
Epilog: An der Ingenieurschule Freiburg konnte sich 1987 niemand mehr an den Verbleib der mechanischen Kleinstrechner erinnern. Der Student Christophe Clément aber blieb hartnäckig, und schliesslich öffnete eine Sekretärin eine längst vergessene Schublade, die prompt ein Dutzend der kaffeemühlenartigen Apparate enthielt. Der Direktor, der selbst lange Zeit nach den verschollenen «Curtas» gesucht hatte, war ausser sich. Aus Dankbarkeit bot er dem Finder eine davon an – gegen einen symbolischen Betrag von 50 Franken. Heute ist Clément stolzer Besitzer einer ganzen Sammlung mechanischer Rechenmaschinen. Ihr Glanzstück: eine nach wie vor voll funktionsfähige «Curta», eines jener feinmechanischen Wunderwerke des Erfinders Curt Herzstark.
Tipp: Im Museum für Computer und Unterhaltungselektronik – ENTER in Solothurn kann neben originalen «Curta»-Modellen die Funktionsweise der Rechenmaschine an einem Holzmodell entdeckt werden.
Funktionsweise der «Curta». YouTube


