
Die direkte Demokratie der Schweiz
Die Schweiz hat von allen Demokratien die weitestreichenden direktdemokratischen Elemente. Ihre historischen Wurzeln liegen im relativ gut entwickelten Bildungssystem und den ländlichen Volksbewegungen des 19. Jahrhunderts.
Genossenschaftsprinzip, Naturrecht und Bildungssystem als Grundlage
«Naturrecht» bedeutet, dass sich die Menschen Gedanken machen zu den überzeitlichen Normen für das Zusammenleben, zum sittlichen Verhalten (Wertefrage) und zur Gestaltung der politisch-rechtlichen Ordnung. Unter anderem mit dem Genossenschaftsprinzip und seinen drei «Selbst», nämlich der Selbsthilfe, der Selbstbestimmung und der Selbstverantwortung, wurde das Naturrecht in der Schweiz in die Praxis umgesetzt. Dieses Prinzip beinhaltete eine integrierende Kraft, ohne die eine Willensnation Schweiz, die auf Freiheit und Gleichheit basiert, nicht hätte entstehen können. Davon zeugen zahlreiche Formen vormoderner demokratischer Institutionen wie die unterschiedlich ausgestaltete «Landsgemeinde» in verschiedenen Kantonen, der «Freistaat der Drei Bünde» im Kanton Graubünden oder die «Republik der sieben Zehnden» im Kanton Wallis. Solche Formen existierten in der Schweiz seit dem Spätmittelalter, dies im Gegensatz zum mehrheitlich feudalistischen und absolutistischen Europa.

Der helvetische Minister Philipp Albert Stapfer (1766-1840) führte 1799 die erste empirische Untersuchung zum Schulwesen der Schweiz durch. Die kritische Edition dieser wichtigen Quellen erfolgte erst im Jahr 2015. Nun liegen erste Resultate von Forschungsprojekten vor und die sind überraschend und sehr erhellend. So war die Schweiz um 1800 eine eigentliche «Schulhochburg», in der fast alle Kinder die Schule besuchten. Die ersten Forschungsergebnisse vermögen einiges zu erklären, unter anderem die weiteren politischen Entwicklungen in der Schweiz.

Baselland und seine «Bewegungsleute»

Luzern und seine «ländlichen Demokraten»

Verschiedene politische Strömungen waren wichtig, um direktdemokratische Rechte durchzusetzen

Politische Bildung seriös ausbauen
Das alles setzt gute staatsbürgerliche Kenntnisse und ein breites Wissen um die Schweizer Geschichte voraus; dies sollte in der Volksschule gelegt und mit aktuellen Bezügen auch auf der Sekundarstufe II fortgesetzt werden. Die aktive Beteiligung an der direkten Demokratie erschöpft sich allerdings nicht im Erlernen einzelner Kompetenzen, sie benötigt den ganzen Menschen mit seinem Willen partizipieren zu wollen und aktiv im Sinne des Gemeinwohls die Gesellschaft mitzugestalten.