Der Platz in den Grossen Bädern von Baden im Aargau um 1780. Links das öffentliche Freibad; rechts das legendäre St. Verenabad.Historisches Museum Baden
Baden unter freiem Himmel
Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren Thermalbadebecken unter freiem Himmel das Markenzeichen der Bäder von Baden im Aargau.
Andrea Schaer
Andrea Schaer ist freischaffende Archäologin, Kulturhistorikerin und Autorin.
Im Mittelalter: Bäder für alle – aber nach Ständen getrennt
Im Mittelalter galt Thermalwasser als göttliche Gabe. Diese den Armen und Bedürftigen zugänglich zu machen, war ein Akt der christlichen Nächstenliebe und fromme Tugend. Selbst die nobelsten Badeorte besassen Badeeinrichtungen für mittellose Gäste. Jedoch zeigte sich nun in der Badeinfrastruktur eine deutliche soziale Segregation der Badegäste. In Baden im Aargau befanden sich die Bäder für die gehobene Kundschaft in repräsentativen Badehäusern und in den Badegewölben der Gasthöfe und Gasthäuser. Hier badete es sich nicht nur geschützt vor der Witterung, sondern auch unter Seinesgleichen und privat. Arme und mittellose Badegäste, ebenso wie Passanten und Passantinnen und die einheimische Bevölkerung mussten sich mit Bädern unter freiem Himmel begnügen.
St. Verenabad und Freibäder
Das St. Verenabad über der gleichnamigen Quelle in den Grossen Bädern war das Armenbad. Seine Benutzung war kostenlos, jedoch durfte hier nur baden, wer auch Unterkunft in den Bädern gefunden hatte. Wohltätige vermögende Badegäste brachten den im St. Verenabad Badenden Speisen und Getränke, die sie auf die Umfassung des Beckens stellten. Der Badwärter sorgte dafür, dass die Gaben gerecht verteilt wurden.
Da dem St. Verenabad und besonders der St. Verenaquelle eine besonders der weiblichen Fruchtbarkeit förderliche Wirkung zugesprochen wurde, fanden sich hier des Abends – freilich nachdem die üblichen Badegäste gegangen und das Becken gereinigt waren – auch noblere Damen mehr oder weniger diskret zum Bade ein.Das St. Verenabad um 1820. Aquarell von Walter Meier nach einer Zeichnung von Ludwig Vogel.Historisches Museum BadenDas Freibad auf der gegenüberliegenden Seite des Bäderplatzes war das eigentliche öffentliche Bad und seine Benutzung unentgeltlich. Es stand Passantinnen und Passanten und den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt Baden offen. Hier waltete auch der Schröpfer seines Amtes.Darstellung des Freibads auf dem Platz in den Grossen Bädern in der Chronik von Johannes Stumpf, 1548.Stadtarchiv BadenAuf dem Bäderplatz in den Kleinen Bädern in Ennetbaden lagen zwei weitere Becken unter freiem Himmel: das Freibad und das Schröpfbad. Dort badeten Gäste der Ennetbadener Gasthäuser aber – gegen Bezahlung eines Badschillings – die eher ländliche Kundschaft aus der näheren und weiteren Umgebung. Jüdischen Gästen stand im 17. und 18. Jahrhundert ein eigenes, in einer kleinen Hütte abgeschlossenes Bad zur Verfügung.
Das Aus für die Bäder unter freiem Himmel
Im 19. Jahrhundert entsprachen die Bäder unter freiem Himmel nicht mehr den sanitarischen Ansprüchen und den Vorstellungen einer zeitgemässen Armenfürsorge und Badekur. Auch waren die Badenden – augenscheinlich kranke und arme Menschen – im öffentlichen Raum unmittelbar vor den noblen neuen Badehotels im Strassenbild unerwünscht. Auf Badener Seite der Limmat wurden die Bäder unter freiem Himmel in den 1840er-Jahren aufgegeben und abgebrochen. In Ennetbaden blieb das Freibad mit Unterbrüchen bis 1883 in Betrieb.Das 1838 erbaute Armenbad an der Limmatpromenade bot bis 1890 eine zeitgemässe Versorgung armer und bedürftiger Badegäste.Historisches Museum Baden, Fotohaus ZipserBedürftige Badegäste wurden nun im 1838 erbauten Armenbad versorgt. Passanten konnten in den Baderäumen der Kurhotels baden, wenn diese nicht gerade durch Hotelgäste besetzt waren. Erst 1963/1964 erhielt Baden mit dem Thermalbad von Architekt Otto Glaus wieder ein öffentliches Bad, dessen Benutzung aber nur gegen Eintritt möglich war.
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