
Barocke Gärten in der Schweiz
In Frankreich war die Gestaltung des Barocken Garten strengen Regeln unterworfen und diente der Darstellung von Macht und Reichtum. Auch hierzulande bauten sich Patrizier und Handelsherren ihre Gärten nach französischen Vorbild – allerdings in gut schweizerischer Bescheidenheit.
Kein Freund der Barocken Gartenkunst war der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire (1694-1778). In der Korrespondenz mit dem Preussenkönig Friedrich II. unterzog er das Barocke Gartenkonzept einer harschen Kritik und gab dem Englischen Landschaftsgarten den Vorzug. Der Anblick der beschnittenen Natur wecke bei ihm nicht nur Langeweile, sondern sogar Empörung:
Zwergbäume an der Schnur erzogen,
Gärten, ich muss euch fliehen;
Zu viel Kunst stösst mich ab und langweilt mich:
Ich ziehe die weiten Wälder vor;
Die Natur ist frei und kühn,
Unregelmässig in ihren Zügen,
Sie passt zu meiner Fantasie.»
Voltaire, 1734
Interessanterweise bezog Voltaire in seiner gärtnerischen Praxis eine weniger rigorose Haltung. Die Gärten seiner Anwesen in der Republik Genf und nahe der französisch-schweizerischen Grenze, Les Délices (ab 1755) und Ferney (ab 1758), kombinierten zentrale Elemente barocker Ordnungsprinzipien mit «natürlich» anmutenden Zonen und integrierten die Kultur des Nutzgartens. Letzterer war für Voltaire der Garant, um der kontrovers debattierten Kostspieligkeit absolutistischer Gärten à la Versailles oder Schönbrunn ein Ende zu setzen. Mit dieser Haltung traf er auch ganz den Nerv der Zeit. In der alten Eidgenossenschaft wurde die reiche barocke Gartenkultur immer als bescheidenere «Mischform» präsentiert. Je nach persönlicher Vorliebe, topografischen Möglichkeiten oder auch finanziellen Mitteln drangen Elemente aus dem Nutzgarten oder dem italienischen Renaissancegarten ein.


Der Garten setzt sich im Innendekor fort: Festsaal im Schloss Hindelbank, um 1725. Eduard Widmer


