
Fürstin Gina und das Rote Kreuz
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flohen immer mehr Menschen in die Schweiz und nach Liechtenstein. Sie wurden von Freiwilligen versorgt. Eine der Helferinnen war Fürstin Gina, welche aufgrund dieser Erfahrung das Liechtensteinische Rote Kreuz gründete.
Die liechtensteinische Regierung reagierte mit Soforthilfe auf das Flüchtlingselend, unterstützt von vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die Suppe kochten, den Verzweifelnden Trost spendeten oder Lebensmittel für die Weiterreise in die Schweiz ausgaben.


Enge Zusammenarbeit mit der Schweiz

Nicht alle Flüchtenden konnten den Transport mit Bahn oder Lastwagen in Anspruch nehmen. Wie das Volksblatt berichtete, haben beim ersten Flüchtlingsstrom Ende April 1945 viele Menschen das Flüchtlingslager in Buchs zu Fuss aufgesucht: «Flüchtlinge aus dem Reich stauen sich nun auch an der Grenze in Schaanwald. Am Mittwochabend kam ein Transport von 30 Flüchtlingen zu Fuss in Schaan an. Jedes trug seine Habseligkeiten mit sich in einem Bündel, in einem Kistchen oder wie es sich gerade gab. Wir sahen darunter noch ordentlich gekleidete Männer und Frauen, den Kleidern der anderen sah man die durchgestandenen Nöte und Strapazen an. Die verhärmten Gesichter hellten sich auf im Marsch durch unser Land, es winkte ja die Freiheit.» Eine andere Flüchtlingsgruppe, etwa 100 Personen, wurde berichtet, sei singend den Weg durch Schaan nach Buchs gegangen – fröhlich der Freiheit entgegen.

Die Berichterstatter staunten, wie die KZ-Häftlinge lebend die Grenze zu Liechtenstein erreichen konnten. Sie seien liegen geblieben, wo man sie hingelegt habe und seien zufrieden gewesen, nur keine Gestapo mehr zu sehen. Von den zu Skeletten abgemagerten Gestalten seien aber keine Klagen zu hören gewesen: «Das Wissen, dass sie der Hölle der Konzentrationslager entronnen seien, gute Worte, ein mit Liebe gereichtes Essen waren ihnen reichliches Glück.»
Das Liechtensteinische Rote Kreuz registrierte allein am 1. Mai 1945 über 1100 Flüchtende, welche die Grenze passierten. Insgesamt strömten zwischen Ende April und Anfang Mai über 7000 Menschen nach Liechtenstein. Das waren mehr als die Hälfte der damals rund 12’000 Einwohnerinnen und Einwohner des Landes.