Ansicht der Stadt Fribourg um 1800. Gegründet wurde der Ort von Berchtold IV. von Zähringen im Jahr 1157.
Schweizerisches Nationalmuseum

Herzog ohne Herzogtum

Was macht ein Herzog ohne Untertanenland? Er gründet auf einem verlassenen Felsen eine Stadt. Berchtold von Zähringen hat genau dies getan. Entstanden ist Fribourg.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Etwas Grossspurigkeit hat noch selten geschadet. Berchtold IV. nannte sich Herzog von Zähringen, nach der Stammburg seiner Familie in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Über ein eigentliches Herzogtum verfügte er aber nicht. Lediglich über einen ererbten Anspruch: einerseits auf das Herzogtum Schwaben, andererseits auf das Herzogtum Burgund. In beiden Gebieten besass Berchtold auch Land, aber insgesamt war er weniger ein Herzog als ein relativ ungebundener junger Adliger.

Also schloss er sich Kaiser Barbarossa an und begleitete ihn auf seinem Kriegszug nach Italien. Dort wollte dieser die lombardischen Städte bändigen, die zu seinem Reich gehörten, sich aber gegen Barbarossa zusammengeschlossen hatten. Berchtold zeichnete sich auf dem Kriegszug gleich mehrfach aus: Dank seiner Mutter sprach er fliessend Französisch, er kannte die Alpenpässe der Westschweiz und überdies rettete er dem Kaiser angeblich auch einmal das Leben.

Relief von Berchtold IV. im Freiburger Münster (Breisgau).
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Kaiser Barbarossa herrschte von 1155 bis 1190 über das Heilige Römische Reich und war dadurch Berchtolds IV. Schirmherr. Hier ist er mit den Reichinsignien neben seinen Söhnen abgebildet.
Hochschul- und Landesbibliothek, Fulda

1156 heiratete Kaiser Barbarossa Beatrix, die Erbin des Burgunds. Damit ging das Burgund direkt an den Kaiser und Berchtolds Anspruch auf das Herzogtum wurde wertlos. Immerhin verlieh ihm Barbarossa aber den eigens für ihn geschaffenen Titel «Rector Burgundiae», was einer Art Stellvertreter des Kaisers entsprach. Mit diesem Titel begann der Herzog seine Herrschaft im Gebiet der heutigen Westschweiz auszubauen. Schon 1157 gründete er auf einem Felsen über der Saane Freiburg im Üechtland. Bereits Berchtolds Vater Konrad hatte ein «Freiburg» gegründet, 1120 in der Nähe der Zähringerburg im Breisgau.

An der Saane wurde damit zum ersten Mal im Mittelalter an einem vorher komplett unbesiedelten Ort eine neue Stadt errichtet. Freiburg wurde für Berchtold zu einem wichtigen Stützpunkt, der es ihm erlaubte, seine Besitztümer zu erweitern und seinen Einfluss in der Westschweiz durchzusetzen. Bald schon siedelten sich in Freiburg Kaufleute und Handwerker an und sorgten für wirtschaftlichen Aufschwung. Und natürlich profitierten auch die örtlichen Landbesitzer, Klöster, Adligen und Ritter. Ein richtiges Herzogtum Zähringen entstand trotzdem nicht. Das war allerdings weniger der Fehler Berchtolds, als der seines Sohnes – und der Walliser.

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