Eine Druckgrafik aus dem frühen 18. Jahrhundert thematisiert die Zerstörung von Glanzenberg im Jahr 1267. Ob das Städtchen wirklich von Soldaten zerstört worden ist, kann nicht belegt werden.
Schweizerisches Nationalmuseum

Die verschwun­de­ne Stadt

Einige überwucherte Ruinen im Wald und der Name einer S-Bahn-Station. Das ist alles, was von der Ortschaft Glanzenberg heute übrig geblieben ist. Dabei hatte die Gründung des Städtchens einmal mit grossen Zielen begonnen.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Nach dem Aussterben der Zähringer übernahm Lütold von Regensberg Teile des Erbes. Die Freiherren von Regensberg hatten Besitztümer im Aar-, Thur-, Klett- und Zürichgau, erweiterten ihr Gebiet beständig, stifteten Klöster und gründeten Städte. Dann ereignete sich Grosses am Gotthard: 1220 und 1230 wurden zwei Brücken gebaut, darunter die sogenannte Teufelsbrücke, und die eröffneten die Gotthard-Route für den Handel zwischen Nord und Süd. Lütold beabsichtigte wohl, einen Teil des Handels unter seine Kontrolle zu bringen, nämlich einen Streckenabschnitt an der Limmat. Dort hatte bereits einer von Lütolds Vorfahren das Kloster Fahr gestiftet und dort gab es auch einen befestigten Wohnsitz der Freiherren von Regensberg. Lütold sass also bereits am richtigen Ort. Nun machte er sich daran, seine Position zu festigen.

Dazu gründete Lütold im Jahr 1240 etwas flussabwärts ein Städtchen am Limmatufer, das den Übergang über den Fluss sichern sollte. Glanzenberg hatte eine Fläche von etwa 1,5 Hektaren und verfügte über eine massive Burganlage – bevor es wenige Jahre nach Lütolds Tod bedeutungslos wurde.

Ruine der Burg von Glanzenberg im Wald.
Wikimedia

Lange ging man davon aus, dass Glanzenberg von den Zürchern und Habsburgern zerstört wurde. Diese hatten wenig Sympathie für die Regensberger Konkurrenz und dass in Glanzenberg nie eine Brücke über die Limmat gebaut werden konnte, lag denn auch primär daran, dass die Ritter von Schönenwerd auf der andern Flussseite auf Zürcher Druck hin kein Land für eine Brückenanlage zur Verfügung stellten. Dafür aber, dass Habsburger und Zürcher Glanzenberg aktiv verwüstet hätten, gibt es bis heute keine gesicherten Belege. Sicher ist hingegen, dass sie Lütolds Erben in eine langjährige Fehde verwickelten, die von vielen kleinen Scharmützeln sowie von wirtschaftlichen und politischen Manövern geprägt war. Diese Fehde führte zum Niedergang der Regensberger. Und sie führte dazu, dass Lütolds Erben das Geld fehlte, um die Stadt Glanzenberg wirklich fertig zu bauen. Schliesslich verschwanden die Freiherren von Regensberg von der Bildfläche. Und das unfertige Glanzenberg verschwand unter dem Limmattaler Wald.

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