Seit gut 500 Jahren wird der Papst von Schweizern bewacht.
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Stürmi­sche Mannen

Lange Zeit waren die Schweizer Kämpfer auf Europas Schlachtfeldern gefürchtet. Davon wollte auch der Papst profitieren und sicherte sich eine stehende Truppe. Daraus ist die Schweizer Garde entstanden.

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer

Benedikt Meyer ist Historiker und Autor.

Spätestens seit den Siegen gegen Karl den Kühnen waren Schweizer Kämpfer begehrt. Einfache Krieger, welche die hochbezahlten Profi-Armeen der Burgunder vernichten konnten, da musste was dran sein. Da griffen die Potentaten Europas gerne zu. Söldner wurden zu einem wichtigen Exportgut und Männer aus allen Schichten liessen sich für den Kriegsdienst anwerben. Die Einsätze waren normalerweise auf einen Feldzug befristet, aber schon seit 1497 beschäftigte der König von Frankreich eine ständige Schweizer Leibwache. Nun tat es ihm sein Erzfeind gleich. 1505 fragte Papst Julius II. die Eidgenossen an, ob sie ihm 200 Infanteristen schicken könnten.

Und so zog Kaspar von Silenen mit 150 Männern in Richtung Süden. Der Winter war ungewöhnlich mild, vermutlich zogen die Söldner über den Gotthard und für Silenen war es ein persönlicher Triumph. Zwei Jahre zuvor war er wegen illegaler Söldner-Anwerbung aus dem Luzerner Rat geflogen, in Schwyz hatte man ihn in Abwesenheit zum Tod verurteilt – und jetzt war er berufen, erster Kommandant der Leibgarde des Papstes zu werden.

Bildnismedaille von Papst Julius II. 1506.
Schweizerisches Nationalmuseum

Nicht nur Silenens Ruf war zweifelhaft, die Schweizer Söldner insgesamt galten als besonders grausame Krieger. Damit passten sie ideal zu ihrem neuen Dienstherrn. Die Römer nannten Papst Julius II. «il terribile», den Schrecklichen. Der streitlustige Vater dreier Töchter hatte einen guten Geschmack und hochtrabende Visionen. Er liess Michelangelo die Decke der Sixtinischen Kapelle bemalen, engagierte Raffael für die Gestaltung seiner Privatgemächer – und legte den Grundstein für den Petersdom. In Rom sollte die grösste Kirche der Welt entstehen. Ausserdem fand Julius II., gehörte ganz Italien unter die Kontrolle des Vatikans.

Die Schweizer erreichten Rom am 21. Januar 1506. Im Sommer wurde die Truppe auf 300 Mann aufgestockt und ab dem 26. August begleiteten die Gardisten den Papst auf seinem Feldzug gegen Perugia und Bologna. Kaspar von Silenen ritt feierlich vor dem Papst her. Als Julius II. fünf Jahre später starb, hatte er Italien nicht erobert. Spätere Päpste rückten von seinen Grossmachtsfantasien ab und die Schweizergarde wurde zur defensiven Haustruppe. In der Schweiz hingegen blieb das Söldnerwesen ein Politikum. Die Eliten bereicherten sich mit immer grösseren Söldnerlieferungen an Herrscherhäuser in ganz Europa. Das führte dazu, dass immer öfter Schweizer gegen Schweizer kämpften – und das sorgte für Ärger in der Bevölkerung. Einer der heftigsten Kritiker war Pfarrer am Zürcher Grossmünster. Sein Name war Huldrych Zwingli.

Druckgrafik eines Schweizer Gardisten, um 1850.
Schweizerisches Nationalmuseum

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