Mitte des 20. Jahrhunderts begannen Kühlschränke so richtig zu boomen und fanden den Weg in die Schweizer Küchen.
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Der coolste Schrank im Haus

Ein Kühlschrank ist praktisch und hilft, Lebensmittel länger zu lagern. Früher wurde mit echtem Eis oder mit kaltem Wasser gekühlt. Das war aufwändig und nicht sehr effizient.

Claudia Walder

Claudia Walder

Claudia Walder ist Autorin und Redaktorin, unter anderem für das Schweizer Reisemagazin Transhelvetica und das Magazin des Schweizerischen Nationalmuseums.

Viele Dinge sind für uns so selbstverständlich, dass wir kaum je darüber nachdenken. Doch jeder Gegenstand, der uns heute das Leben erleichtert, hat eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich. Zum Beispiel der Kühlschrank, in heissen Sommern ein unersetzlicher Begleiter in jedem Haushalt.

Lebensmittel kühl, und damit länger geniessbar zu halten, war in der Vergangenheit nicht so einfach: Musste man ursprünglich auf Konservierungstechniken wie Pökeln oder Räuchern zurückgreifen und bewahrte Nahrungsmittel in ungeheizten Speisekammern und Erdlöchern auf, so hielten im 19. Jahrhundert Eisschränke in den Haushalten Einzug. Die Eiskästen waren gut isolierte Kisten, meist aus Holz, die mit angeliefertem Natureis gekühlt wurden. Dieses baute man im Winter in Bergseen wie dem Lac de Joux ab, lagerte es ein und lieferte es im Sommer in die Städte. Das Gebiet im Waadtländer Jura war eines der grössten Abbaugebiete Europas und belieferte auch das Ausland mit Eis. Besonders in Paris war das Natureis aus der Schweiz beliebt und wurde auch als Eiswürfel in den Drinks der besseren Gesellschaft verwendet. Weil das Land mitten in Europa auch verkehrstechnisch gut lag, entstand ein regelrechter Eishandel.

In Winter wurde Eis geschlagen und in spezielle Lagerhäuser transportiert.
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Tragbares Kästchen zum Kühlen mit Wasser, um 1900.
Schweizerisches Nationalmuseum

Besonders Brauereien brauchten Eis, um ihre Ware kühl zu halten. Später stiegen sie selbst in das «coole» Geschäft ein und begannen mit der Produktion und dem Verkauf von Kunsteis, das sie mit grossen Kühlkompressoren herstellten. Die Eisschränke brachten aber nicht nur Vorteile: Man war auf Eislieferungen angewiesen, Schmelzwasser konnte auslaufen, und die Feuchtigkeit begünstigte Schimmel. Es gab auch Versuche, mit kaltem, fliessendem Wasser zu kühlen. Ob das wirklich praktischer war, ist allerdings fraglich. Effizient war es auf jeden Fall nicht.

Die ersten elektrischen Kühlschränke eroberten die USA in den 1920er-Jahren. Doch die Geräte waren aufgrund der verwendeten Kühlmittel auch nicht ohne Tücken: Diethylether zum Beispiel kann an der Luft hochexplosive Zwischenverbindungen bilden. Erst ab den 1930er-Jahren wurden die Modelle sicherer und die Verkäufe stiegen an. Nach und nach wurden die Eisschränke verdrängt und mit ihnen verschwand auch der Handel mit Natureis.

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