
Sommerzeit
Im April 1980 drehte ganze Europa die Uhr eine Stunde vorwärts. Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Schweizern bevölkertes Land hört nicht auf, Widerstand zu leisten.
1977 hatte die EG die Einführung der Sommerzeit beschlossen. Bundesrat und Parlament zogen nach, aber dann ergriffen vier Bauern aus dem Zürcher Oberland das Referendum – nachdem sie bei der Bundeskanzlei nachgefragt hatten, wie so etwas geht. Ziemlich überraschend lehnte das Stimmvolk die Sommerzeit im Mai 1978 ab, wobei es zwischen Glarus (70%) und Genf (22%) grosse Unterschiede gab.
Im April 1980 tickten die Schweizer Uhren anders. Swissinfo
Besonders ärgerlich war die Sache für die Grenzgänger, die nun täglich die Zeitzonen wechselten. Es sei denn, sie waren bei einer jener Firmen, die nach europäischer Zeit arbeiteten, weil sonst die ausländischen Partner um «11 Uhr» schon in der Mittagspause waren. Gegen Ende des Sommers sahen die meisten ein, dass es so nicht weitergehen konnte – bovine Biorhythmen hin oder her.
Bundesrat und Parlament beschlossen deshalb die Angleichung ans europäische Ausland und im Sommer 1981 war die Zeitinsel Schweiz verschwunden. Die einzige nennenswerte Opposition kam von einem jungen Zürcher Nationalrat, der sich über das «Brüsseler Zeitdiktat» und darüber aufregte, dass die Politik den Volkswillen ignorierte. Er sammelte Unterschriften für ein erneutes Referendum, scheiterte aber klar. Der Name des Mannes, der die Schweizer Uhren wieder zurückstellen wollte: Christoph Blocher.


