
Die schöne Curchod
Wie Suzanne Necker, geborene Curchod (1737–1794) – Mutter von Madame de Staël und bekannt für ihre Schönheit – aus Angst zu früh begraben zu werden den Umgang mit ihrem Leichnam minuziös plante.
Tatsächlich mangelte es nicht an Bewerbern und Verehrern. In der Lausanner Gesellschaft hörte man jedes Mal, wenn sie in die Öffentlichkeit trat: «Hier kommt die schöne Curchod!». Für die Schöne selbst war zu jener Zeit Edward Gibbon das Objekt der Begierde, ein junger britischer Historiker, der nach Lausanne geschickt worden war, um seine protestantische Ausbildung zu vollenden. Als beide 20 Jahre alt sind, wird die Hochzeit angekündigt. Gibbons Vater, der seinen Sohn nach England zurückrief, und das Zögern von Mademoiselle Curchod setzten dem Vorhaben jedoch ein frühzeitiges Ende. Um sich nach dem Tod ihrer Eltern über Wasser zu halten, musste sich die junge Frau hart als Gouvernante für Kinder aus reichen Familien arbeiten. In Genf lernte sie Madame de Vermenoux kennen, eine bekümmerte junge Witwe, die gerade den berühmten Doktor Tronchin am Genfersee aufgesucht hatte. Madame de Vermenoux war so von Suzannes Umgang überzeugt, dass sie sie sogleich nach Paris mitnahm. Das war im Frühling 1764.





Das Auf und Ab von Verweisen und Rückrufen, Gnade und Ungnade bei der Arbeit von Minister Necker hatte kaum Einfluss auf das traute Paar und schmälerte auch nicht die Hingabe der Ehefrau für ihren Mann. Jedoch mussten die Beiden nach seinem endgültigen Rücktritt am 3. September 1790 fliehen. Nachdem die Pariser Bevölkerung ihn so sehr unterstützt und vergöttert hatte, wollte sie ihm in der Hitze der revolutionären Spannungen an den Kragen. Die Familie Necker zog sich in die Schweiz auf ihr Schloss in Coppet zurück.
Dort lebte Suzanne Necker nicht einmal vier Jahre lang. Abgesehen von Gibbon, ihrem früheren Liebhaber, besuchte sie kaum jemand. Die hochwohlgeborenen Franzosen, die sich in Paris um sie gedrängt hatten, waren wenig geneigt, nach Coppet zu reisen, um dort eine Familie zu besuchen, die Frankreich in Schande verlassen hatte.

Madames streng geplantes Leben nach dem Tod
Die Türe des Mausoleums im hinteren Teil des Schlossgartens in Coppet wurde anschliessend für immer zugemauert. Einzige Ausnahme bildete der Einlass des Sargs ihrer berühmten Tochter, Madame de Staël, die 1817 starb.

Serie: 50 Schweizer Persönlichkeiten
Die Geschichte einer Region oder eines Landes ist die Geschichte der Menschen, die dort leben oder lebten. Diese Serie stellt 50 Persönlichkeiten vor, die den Lauf der Schweizer Geschichte geprägt haben. Einige sind besser bekannt, einige beinahe vergessen. Die Erzählungen stammen aus dem Buch «Quel est le salaud qui m’a poussé? Cent figures de l’histoire Suisse», herausgegeben 2016 von Frédéric Rossi und Christophe Vuilleumier im Verlag inFolio.