
Zwischen den Fronten
Zwei Schweizer erhielten 1871 die Aufgabe, einigen in Paris eingeschlossenen Eidgenossen zu Hilfe zu eilen. Dafür mussten sie die preussische Belagerungslinie überqueren und die Franzosen von sich überzeugen.
Die Preussen wollten Paris zermürben und aushungern lassen, um eine Kapitulation zu erreichen. Während ausserhalb der Stadtmauern mehrere Schlachten tobten, mussten sich die Eingeschlossenen innerhalb weniger Wochen daran gewöhnen, die Ängste während der Bombardements, eine strikte Essensrationierung und den eiskalten Winter auszuhalten. Schon nach kurzer Zeit unterlagen die Lebensmittel-, Holz- und Kohlepreise der Inflation.
Man ass Katzen, Hunde oder Ratten. Die Strassen wurden nachts nicht mehr beleuchtet und die Öfen in den Häusern blieben kalt. Mitten in dieser Misere steckten auch zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer. Beispielsweise der bekannte Genfer Staatsmann James Fazy, der nach den Unruhen während den kantonalen Wahlen 1864 geflohen war. Er befand sich seit mehreren Jahren in Paris und hatte eine kleine Schweizer Kolonie in der französischen Hauptstadt gegründet.


Entsendung nach Paris
Und so machten sich der Genfer und der Appenzeller in die französische Hauptstadt auf. Sie reisten durch den Doubs und an Héricourt vorbei, wo die Kämpfe nur einige Woche zuvor noch im Gang gewesen waren. Sie nutzten Furten für die Überquerung der Flüsse, da die Brücken zerstört waren. In den niedergebrannten Dörfern sahen die beiden Schweizer den ganzen Horror des Krieges. Nach einem Halt in Besançon konnten Arthur Chenevière und Arnold Roth die preussischen Linien dank einer vom Bundesrat ausgehandelten Passierbewilligung übertreten. Bei dieser Gelegenheit erfuhren sie, dass General Charles Bourbaki und seine 80'000 Soldaten die Schweizer Grenze überschritten hatten. Ob es sich dabei um einen einen Rückzug, oder um ein verdächtiges Militärmanöver handelte, um ihr Land in den Konflikt mithineinzuziehen, wussten die beiden Schweizer nicht.

30’000 Franken aus der Schweiz

Die Bundesbehörden verdankten die beiden Männer gebührend; sie erlangten nicht nur grossen Ruhm in Bern, sondern auch in Genf und Appenzell. Anerkennung erhielten Chenevière und Roth auch aus Paris. Viele Schweizerinnen und Schweizer schrieben den beiden und bedankten sich für ihre Mission.